AboAbonnieren

Ausstellung in KölnWas die übergroßen Porträts am Neumarkt bedeuten

Lesezeit 2 Minuten
In imposanter Größe stehen die Porträts der Ausstellung „Die Deutschen des 21. Jahrhunderts“ auf dem Neumarkt.

Imposante Porträts: Die Ausstellung von Olivier Toscani zeigt einen Querschnitt der multikulturellen Gesellschaft Deutschlands im 21. Jahrhundert.

OB Henriette Reker setzt auf ein Kulturprogramm, das in diesem Jahr den Neumarkt beleben soll. Den Auftakt macht die Open-Air-Ausstellung „Die Deutschen des 21. Jahrhunderts“ des bekannten italienischen Fotokünstlers Oliviero Toscani mit 100 Porträts.

Wer ganz nah rangeht und bei den Fotos genau hinsieht, der erkennt in den Augen mancher Gesichter eine Schattenfigur. Es ist das Spiegelbild des italienischen Fotokünstlers Oliviero Toscani mit seiner Kamera. 100 Porträts seiner Fotoserie „Die Deutschen im 21. Jahrhundert“ sind seit gestern auf dem Neumarkt zu sehen. Zuvor war die Ausstellung bereits in Berlin und in München, doch Köln hat für diese Fotoserie eine besondere Bedeutung. Denn aus Köln kommt seine Inspiration: Seine Fotostrecke ist eine Art Hommage an die Bilderserie „Menschen des 20. Jahrhunderts“ des Fotografen August Sander.

Denn Toscani traf Sander 1962 in Köln. Der Italiener war damals noch Student. Bis heute nennt er Sander, der 1964 in Köln verstarb, seinen „Maestro“. Das fotografische Werk von August Sander ist seit 1992 in den nach ihm benannten Archiven im Mediapark zu sehen.

100 aus 800 Bildern ausgewählt

Toscani ist für seine Fotos durch Deutschland getourt und hat 800 Bilder gemacht, die in einem Buch veröffentlicht wurden. Den Auftrag gab Versicherer Generali, der einen von zwei Deutschlandsitzen am Kölner Hansaring hat. Um 2021 etwas Besonderes zum 190-jährigen Bestehen zu veranstalten, beauftragte der Konzern den renommierten Markenfotografen. Der 81-Jährige war begeistert von der Idee, die Veränderung der Gesichter der Deutschen in den vergangenen Jahrzehnten festzuhalten und verriet in einer Videobotschaft: „Ich war beeindruckt, wie freundlich die Deutschen waren.“

100 der Porträts sind in einer Größe von 2,85 Meter mal 1,50 Meter auf 50 Stelen aus Beton ausgestellt. Jede dieser Stelen wiegt 1, 5 Tonnen.

1,5 Tonnen sind die Betonstelen schwer. Auf jeder Seite sind Sitzmöglichkeiten.

Die Stelen, auf denen die Porträts abgebildet sind, bieten auch Sitzmöglichkeiten.

Dabei ist der Neumarkt bewusst gewählt, denn die Ausstellung soll der Auftakt einer Reihe von Kulturveranstaltungen sein, die den in Verruf gekommenen Platz in der Innenstadt in diesem Jahr beleben sollen (siehe Infotext). Wie die Rundschau berichtete, sind neue Überwege, ein Gastro-Pavillon und die Reaktivierung des Brunnens geplant, um die Lage am Neumarkt zu verbessern. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) erklärte: „Es ist eine Aufbruchstimmung für den Neumarkt. Diese Ausstellung – jetzt im Frühjahr – gibt genau das wider, was wir uns vorstellen. Köln ist die europäische Hauptstadt der Integration und Vielfalt.“

Eben diese Vielfalt in der deutschen Gesellschaft darzustellen, war auch Ziel des Fotografen. Sein Kaleidoskop aus Gesichtern zeigt einen Querschnitt der multikulturellen und integrativen Gesellschaft, die sich in Deutschland entwickelt hat. Aus der Distanz wird dem Beobachter die Vielzahl an ethnischen Herkünften bewusst.

„Die Menschen des 21. Jahrhunderts“ – Ausstellung von Oliviero Toscani. Öffentlich zugänglich auf dem Neumarkt, bis zum 21. April 2024.