Die Politik ist entsetzt über die defekten Blitzer auf der Zoobrücke, die Stadt kündigt die Modernisierung an.
Kölner Blitzer-PosseSo viel nimmt die Stadt durch Tempo-Kontrollen ein
Die Stadt Köln hat immer gut daran verdient, wenn sie scharf geschossen hat. Bei der Geschwindigkeitsüberwachung, versteht sich. Im vergangenen Jahr flossen auf diesem Weg 7,5 Millionen Euro in die Stadtkasse. Schon aus diesem Grund könnte es Sinn machen, die defekten Blitzer auf der Zoobrücke (die Rundschau berichtete) wieder instand zu setzen.
Wie berichtet sind vier Blitzeranlagen auf der Zoobrücke zum Teil seit 2014 nicht mehr funktionsfähig. Die beiden zentralen Blitzer in der Mitte der Brücke sind schon seit Januar beziehungsweise Juli defekt. Zwei weitere Anlagen in Höhe des Auenwegs versagten in den letzten Jahren ebenfalls den Dienst. Die Sensoren fielen seit 2020 schrittweise aus, die letzten im Sommer diesen Jahres. Die Stadt stellt fest, dass drei Messanlagen an den Auf- und Abfahrten der Brücke noch funktionsfähig sind. Sie stehen auf Höhe Amsterdamer Straße und am Grenztunnel (2). Auch am Freitag wurden da noch Autos geblitzt.
Nicht mehr auf aktuellem Stand der Technik
Insgesamt betreibt die Stadt 59 stationäre Messsysteme. Davon sind laut Verwaltung derzeit elf nicht in Betrieb. Es handele sich dabei um ältere Messtechnik mit Induktionsschleifen in der Fahrbahn. Dieses System gilt aufgrund der Belastungen als besonders störanfällig. „Die auf der Zoobrücke installierten Geschwindigkeitsmessanlagen entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik und sollen mittelfristig gegen moderne, laserbasierte Anlagen ausgetauscht werden“, teilt die Stadt mit. Das Amt für öffentliche Ordnung prüfe, inwiefern und wann eine Instandsetzung oder Erneuerung der alten Messanlagen durchgeführt werden kann. Stattgefunden habe dies bereits an den Zoobrücken-Zufahrten in Höhe Amsterdamer Straße, Lentpark und nahe dem Grenztunnel.
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So reagiert die Kölner Politik
Die Politik reagierte konsterniert auf den Bericht über die defekten Anlagen. „Ich bin überrascht, dass der Verkehrsdienst die technischen Mängel an den Blitzanlagen teilweise über Jahre nicht behoben hat“, sagt Lino Hammer, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen. „Ich erwarte, dass die Blitzanlagen, die selbstverständlich zur Verkehrssicherheit beitragen, keine bloßen Attrappen sind. Geschwindigkeitsverstöße müssen auch tatsächlich festgestellt und geahndet werden können.“
Auch die CDU sagt: „Die Stadt sollte schon wissen, welche Anlagen funktionieren und welche nicht.“ Die verkehrspolitische Sprecherin, Theresa de Bellis: „Es ist wirklich peinlich.“ Im Verkehrsausschuss sei der Politik noch erklärt worden, man werde die Blitzer mit der Tempoabsenkung auf 50 Stundenkilometer umrüsten.
„Leider weiß bei der Stadt mal wieder die linke Hand nicht, was die rechte umsetzt“, klagt Lukas Lorenz, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion. „Das fängt schon damit an, dass man bei der damaligen Oberflächensanierung der Zoobrücke die passiven Schutzelemente nicht mit ausgetauscht hat - und setzt sich jetzt in der Posse um die kaputten Geschwindigkeitsmessinstrumente fort.“
Ralph Sterck, Fraktionschef der FDP sagt: „Es ist schon typisch Stadt Köln. Wenn die Stadt schon Tempo 50 verhängt, dann sollte sie es auch kontrollieren können.“
Jeden Tag fahren laut Stadt rund 110.000 Autos über die Zoobrücke. Die letzte Erhebung stammt aus dem Jahr 2019, die Zahlen dürften sich aber laut Verwaltung nicht entscheidend verändert haben.
Geschwindigkeitskontrollen mit mobilen Anlagen auf Bundesautobahnen und autobahnähnlichen Straßen sind der Polizei vorbehalten. Das Amt für öffentliche Ordnung werde mit der Bitte um verstärkte Kontrolle auf die Polizei zugehen, teilte die Stadt mit. Die Polizei wartet noch auf diese Bitte. „Bislang ist die Stadt nicht auf sie zugekommen“, sagte ein Behördensprecher. Die Zoobrücke sei kein Unfallschwerpunktgebiet. Man sehe bislang keinen Bedarf für eine gesonderte Überwachung.