Rot-weißes Flatterband stört die Frühsommer-Idylle auf der Uniwiese. Der BUND sieht in den Arbeiten eine klare Absicht der Stadt.
Schäden vom Elften ElftenGroße Flächen auf der Uniwiese gesperrt - das plant die Stadt nun
Eine Befürchtung, die so mancher Kritiker nach den Karnevalstagen geäußert hatte, ist glücklicherweise nicht wahr geworden. Gut gelaunt liegen die Menschen auf der Uniwiese – ohne, dass sich die Glasscherben, die hier im Februar noch lagen, in ihren Rücken bohren.
Die vielen Sonnenstunden und konstante Temperaturen jenseits der 20-Grad-Marke locken die Menschen nach draußen. Doch zumindest im Uniwiesen-Abschnitt südlich der Zülpicher Straße ist die Frühsommer-Idylle gestört. Pünktlich zum Start in die Sommermonate riegelt rot-weißes Flatterband mehrere große Flächen ab. Ein paar Grashalme sind in den abgesperrten Bereichen noch übergeblieben. Der Rest ist Erdreich. „Damit der Rasen wieder wachsen kann, bitte hier nicht über die aufgearbeiteten Grünflächen gehen“, schreibt das städtische Grünflächenamt auf mehreren Schildern.
Schäden stammen vom Elften Elften in Köln
Die Schäden, die nun auf 4000 Quadratmetern behoben werden, stammen laut Stadt allerdings nicht von den Feiern der Karnevalstage im Februar, sondern noch vom Elften Elften des vergangenen Jahres. Dort hatte die Stadt eine Entlastungsfläche für die Zülpicher Straße eingerichtet, auf der tausende junge Menschen gefeiert hatten. Ein Gutachter ermittelte in diesem Jahr die Schäden. Nun rauten die Mitarbeiter des Grünflächenamtes den Rasen wenige Zentimeter auf, verteilten Rasensubstrat, um abgesenkte Stellen oder Fahrspuren auszugleichen und dünkten den Boden mit Kompost und granuliertem Kalk. 17 000 Euro kosten die Arbeiten. Zusätzlich bewässert werden sollen die Flächen nicht. „Die Kosten wären nicht vertretbar“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Wann die Absperrungen wieder verschwinden, sei von der Witterung abhängig. Was der Gutachter auch feststellte: Der Grüngürtel im Bereich der Unimensa ist auch außerhalb der nun aufbereiteten Flächen alles andere als eine gesunde Wiese. Grund sei eine sehr geringe Oberbodenschicht. „Deshalb ist der Rasen nur schlecht mit Nährstoffen versorgt und wenig widerstandsfähig“, teilt die Stadt mit.
Auch an Weiberfastnacht hatte die Stadt eine Entlastungsfläche auf der Uniwiese installiert. Neu war, dass die Stadt die Wiese großflächig mit Bodenplatten auslegen ließ. Eine halbe Million Euro kostete das. Die 25.000 Quadratmeter große Fläche im Grüngürtel wurde mit Musik bespielt, es gab Stände mit Essen und Trinken. Die Stadt wertete das Konzept als Erfolg. Insbesondere, weil gefährliches Gedränge und andere schwerere Vorfälle auf der Zülpicher Straße ausblieben. Bleibende Schäden seien laut Stadt an Weiberfastnacht nicht entstanden.
In den Arbeiten des Grünflächenamts, die aktuell auf der Uniwiese stattfinden, sieht Helmut Röscheisen, Vorstandsmitglied der Kölner Ortsgruppe des BUND, eine klare Absicht. „Die Stadtspitze will die Ausweichfläche auf der Uniwiese zum Dauerzustand machen. Sie wird nun alles dafür tun, um die Schäden kleinzuhalten, damit sie nicht so sehr auffallen.“ Dazu setze die Stadt laut Röscheisen auf eine Verzögerungstaktik. Heißt: Sie rücke erst mit den Plänen für den Elften Elften raus, wenn die Zeit zu knapp ist, um Alternativen ernsthaft zu diskutieren.
Ob die Stadt am Elften Elften so oder so ähnlich auf das Modell einer Entlastungszone auf der Uniwiese zurückgreift, ist noch unklar. Drei städtische Arbeitsgruppen haben sich seit Aschermittwoch mit dem Thema beschäftigt. Am Runden Tisch Karneval hätten die ersten Ergebnisse bereits in dieser Woche präsentiert werden sollen, doch der Termin fiel aus. In der letzten Juni-Woche soll er nachgeholt werden.
Partyzone Grüngürtel: Wer ist dafür? Wer ist dagegen?
Der BUND gehört von Beginn an zu den Kritikern der Entlastungsfläche auf der Uniwiese.
Auch das Bündnis Innenstadt, ein Zusammenschluss von Bürgervereinen und Interessensgemeinschaften, hat sich mehrfach gegen die Grüngürtel-Lösung ausgesprochen. Hauptargumente sind der Status der Wiese als Landschaftsschutzgebiet, aber auch der Festivalcharakter, der aus Sicht der Kritiker durch die abgesperrte Fläche mit limitierten Zugang entsteht. Die Befürchtung: Hält die Stadt am Uniwiesen-Konzept fest, wird der Andrang von Jahr zu Jahr größer.
Während sich die Parteien im Stadtrat mehrheitlich für die Grüngürtel-Lösung positionierten, sprach sich die Grünen-Fraktion gegen DJ, Musik und Alkohol auf auf der Uniwiese aus.
Auch die Wirte spaltet das Thema. Während sich die Interessensgemeinschaft Gastro Kwartier Latäng dem Bündnis Innenstadt angeschlossen hat, befürworten andere eine Feierzone auf der Uniwiese. Ein davon ist Maureen Wolf von der Gaststätte „Oma Kleinmann“. „Langfristig bin ich bereit, über andere mögliche Standorte zu sprechen. Aber aktuell sehe ich keine Alternative“, sagt Wolf.
Wichtig sei den Wirten, dass frühzeitig über das Konzept gesprochen werde. Die Verschiebung des Runden Tischs erhöhe nun für alle Beteiligten den Druck. Keine fünf Monate sind dann noch Zeit bis zum Elften Elften. Besonders heikel: Der Elfte im Elften fällt in diesem Jahr auf einen Samstag. Das könnte zusätzliches Publikum anziehen.
Auch die IG Gastro hat sich für eine Entlastungsfläche auf der Uniwiese ausgesprochen. (sim)