Köln hat seit Montag einen neuen Polizeipräsidenten. Johannes Hermanns gilt als Vollblutpolizist. Er löst den Juristen Falk Schnabel ab, der als Polizeichef nach Hamburg gewechselt hat.
Reul überreicht UrkundeKölns neuer Polizeipräsident Johannes Hermanns tritt sein Amt an
360.000 Einsätze pro Jahr, 1000 Einsätze am Tag. Starke Zunahme bei der Jugendkriminalität, immer mehr Demonstrationen, Antisemitismus, Raserproblematik und viel Straßenkriminalität. Die Kölner Polizei ist stark belastet und steht vor großen Aufgaben. Die Sicherheit in der größten Stadt in Nordrhein-Westfalen muss gewährleistet sein. Für diese Mammutaufgabe gibt es im Kölner Polizeipräsidium nun einen neuen Mann, nach dem Falk Schnabel Polizeichef in Hamburg wurde.
Seit Montag ist Johannes Hermanns (60) der Chef im Ring. Bei seiner offiziellen Amtseinführung betonte Hermanns, dass er sich der großen Herausforderung bewusst ist. Er will sich mit „Haut und Haaren“ dieser Aufgabe widmen, sagte er. Hermanns, vor dreißig Jahren in Köln als Polizist aktiv, hat die Domstadt offensichtlich stark vermisst. „Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagte er. Er habe keine Sekunde gezögert, als Innenminister Herbert Reul ihn anrief und fragte, ob er die Aufgabe in Köln angehen wolle: „Ich musste mich zuerst einmal kneifen.“
Und wie es bei einer Amtseinführung so ist es: Es werden viele lobende Worte gefunden. Die Kölner Behörde funktioniere wie ein Schweizer Uhrwerk und der Kurs müsse nicht geändert werden. Aber, um im Bild zu bleiben, es könne auch schnell Sturm aufgekommen. „Die Welt ist aus den Fugen geraten“, betonte Hermanns und dies wirke sich auch auf die Arbeit der Kölner Polizei aus. In Köln steht zudem der Karneval bevor und im Frühsommer werden fünf Spiele der Fußball-Europameisterschaft in Köln ausgetragen. Als Gäste werden neben anderen die feierfreudigen Engländer und die Schotten erwartet. Die Vorbereitungen für beide Ereignisse starten bereits in dieser Woche. Eine sonst übliche 100-Tage Frist zur Einarbeitung wird er nicht haben. Damit habe er auch nicht gerechnet, sagte er gegenüber Journalisten.
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Innenminister Herbert Reul lobte Hermanns als einen „herausragenden Kriminalisten“. Der neue Kölner Polizeipräsident habe einen „unbedingten Aufklärungswillen“. Die Behörde mit über 5000 Beamten sei in guten Händen. In seiner launigen Rede sagte Reul augenzwinkernd, dass es in Köln ja keinen Klüngel mehr gebe. Sollte es doch einmal so sein, sei mit Hermanns der richtige Mann an der richtigen Stelle. Der „Neue“ ist Experte in Sachen Korruptionsbekämpfung und Wirtschaftskriminalität.
Reul ging auch auf den Vorgänger von Johannes Hermanns, Falk Schnabel, ein. Schnabel sei abgeworben worden, dies bedauere er sehr. Der neue Hamburger Polizeipräsident war per Videoschalte im Saal anwesend und man hatte den Eindruck, Schnabel will schnell zurück in die Stadt. Köln sei die schönste Zeit in seinem bisherigen beruflichen Leben gewesen. Er habe die Zeit in Köln sehr genossen, die Stadt habe nun einen großartigen Polizeipräsidenten. Vor seinem Grußwort umarmte Schnabel mit beiden Händen Geißbock Hennes, der in Miniaturform vor ihm auf dem Tisch stand — eine skurrile Szene. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker hätte Schnabel gerne weiter in Köln gesehen. „Es wäre mir sehr recht wenn Sie geblieben wären“, sagte Reker und bot dem neuen Chef gleichwohl sofort ihre Handynummer an. Sie habe mit Falk Schnabel gut zusammengearbeitet und dies werde bestimmt auch mit Johannes Hermanns so sein.
Bislang Landeskriminaldirektor im Innenministerium
Der 60-Jährige war bis zu seiner Ernennung zum neuen Kölner Polizeichef Landeskriminaldirektor im Innenministerium. Er trat sein Amt am 1. Dezember 2020 an und folgte damit auf Dieter Schürmann, der seit 2010 ranghöchster Kriminalbeamter in Nordrhein-Westfalen war. „Als erfahrener Kriminalist und Landeskriminaldirektor hat Johannes Hermanns das beste Rüstzeug für die größte Polizeibehörde in Nordrhein-Westfalen. Er kennt unsere Polizei wie fast kaum ein anderer, angefangen als Polizeiwachtmeister im Jahr 1980 bis heute als führender Kriminalpolizist des Landes“, lobte Innenminister Herbert Reul den 60-Jährigen. Vor der Aufgabe als Landeskriminaldirektor leitete Hermanns das Referat Organisierte Kriminalität, Clankriminalität und Wirtschafts- und Umweltkriminalität.
Hermanns war nach Aussage von Reul im „Missbrauchsfall Lüdge“ als Dezernatsleiter in oberster Führungsebene mit der Aufklärung des monströsen Falles befasst. Auf einem Campingplatz bei Lügde im Kreis Lippe an der Landesgrenze zu Niedersachsen wurden über Jahre bis Ende 2018 zahlreiche Kinder von mehreren Männern sexuell missbraucht und vergewaltigt.
Die Täter wurden 2019 vom Landgericht Detmold zu Haftstrafen verurteilt.