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Hinweis aus ÖsterreichWie zwei Jugendlichen den geplanten Anschlag in Leverkusen vorbereiteten

Lesezeit 3 Minuten
Die Jugendlichen planten einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt.

Die Jugendlichen planten einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt.

Die deutschen Ermittlungsbehörden wurden wohl von den österreichischen Sicherheitsdiensten informiert.

Das geplante Weihnachtsmarkt-Attentat von Leverkusen ist von den beiden festgenommenen Jugendlichen (15 und 16) über die sozialen Medien vorbereitet worden. Davon gehen die Ermittler aus. Der Messenger-Dienst Telegram gewinne immer größere Relevanz für die Verbreitung islamistischer Propaganda, hieß es. Häufig werden die Telegram-Kanäle auf jugendaffinen islamistischen Facebook-Profilen beworben, die über Alltagsbezüge locken. Bei ihnen ist der extremistische Hintergrund nicht auf den ersten Blick zu erkennen, so dass User hierüber auch unbeabsichtigt auf dschihadistische Angebote stoßen können.

Es geht auch um Fußball, Mode für junge Leute und es geht eben auch um den Islamistischen Staat (IS). „Doch mit dem Inhalt werden die Nutzer an das extremistische Gedankengut herangeführt“, sagte mit dem Fall betrauter Ermittler. Auf Internetseiten der Sicherheitsbehörden wird der Messenger-Dienst als das zentrale Propaganda-Tool für Dschihadisten geschrieben. Die deutschen Ermittlungsbehörden wurden nach Informationen der „Welt“ von den österreichischen Sicherheitsdiensten informiert worden. Der in Brandenburg festgenommene 16-Jährige galt bei den Sicherheitsbehörden bereits als „relevante Person“. Bei ihm seien in der Vergangenheit zwei Mal Maßnahmen durchgeführt worden. Näheres dazu ist derzeit nicht bekannt.

In den Telegram-Chats sollen sich die Teenager unter anderem über „mehrere mögliche Ziele„ ausgetauscht haben, wie aus Ermittlerkreisen verlautete. Dazu gehörten offenbar ein Weihnachtsmarkt in Köln und eine Kölner Synagoge. Schließlich hätten sich die beiden wohl auf den Weihnachtsmarkt in Leverkusen festgelegt, war zu erfahren. Auch seien unterschiedliche Vorgehensweisen diskutiert worden, darunter ein Angriff mit einem Laster und ein Brandanschlag mittels Molotowcocktails.

Entscheidende Hinweise kamen von ausländischen Geheimdiensten

In den Chats sei auch erwähnt worden, dass bereits Benzin gekauft worden sei. Bei der Durchsuchung der Wohnung im elterlichen Haus in Burscheid fanden die Ermittler nach Rundschau-Informationen kein Benzin. Der entscheidende Hinweise auf die verdächtige Chatgruppe mit den jungen Terrorverdächtigen kam wie schon oft von ausländischen Geheimdiensten. Dieser hat einen Video-Clip einer verdächtigen Person entdeckt, die zum „Heiligen Krieg“ aufrief. Dazu soll der Absender einen Anschlag für den 1. Dezember angekündigt haben. Diese Spur führte schließlich zu dem 15-Jährigen aus Burscheid.

Der Zugriff am frühen Mittwochmorgen geschah, als der Jugendliche auf dem Weg zur Schule war. „Der aktuelle Fall zeigt, dass das Frühwarnsystem erneut funktioniert hat. Der hohe Schutz der Bevölkerung hat für uns oberste Priorität“, sagte Kölns Kripochef Michael Esser nach der Festnahme. Wie die Rundschau erfuhr, war der Jugendliche der Polizei bislang nicht als terrorverdächtig bekannt. Es habe keine staatsschutzrelevanten Erkenntnisse gegeben, hieß es weiter. Auch bei der Kölner Justiz ist der Jugendliche ein Unbekannter.

Waffenaffiner 16-Jähriger aus Brandenburg

Anders ist es bei dem mutmaßlichen Komplizen (16) aus Brandenburg. Nach „Tagesspiegel“-Informationen gilt der 16-Jährige als waffenaffin und laut „Bild“-Zeitung als Islamist bekannt. Er und sein Bruder seien extrem gewaltbereit, so der „Tagesspiegel“. Der Jugendliche hatte ein Messer dabei. Bei der Durchsuchung fanden die Ermittler vier abgelaufene Duldungsbescheinigungen. Das Amtsgericht Neuruppin hat schließlich Haftbefehl gegen den 16-jährigen Jugendlichen wegen des Verdachts der Planung eines gemeinschaftlichen Terroranschlags erlassen. Gegen ihn bestehe dringender Tatverdacht, mit einem 15-Jährigen gemeinsam im Internet einen terroristisch motivierten Anschlag geplant und vorbereitet zu haben.

Am Mittwoch scheiterte erst einmal die Fahrt aus dem Heimatort des 16-Jährigen in Wittstock in die Justizvollzugsanstalt in Wriezen. Grund: Es war zu heftiges Schneewetter, berichtet der „Tagesspiegel“, weiter. Außerdem soll der Jugendliche gesundheitliche Probleme haben. Er kam ins Krankenhaus Neuruppin und wurde dort streng bewacht. Später kam der Verdächtige ins Haftkrankenhaus in Brandenburg/Havel.

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