Köln – Die Deutschen lieben natürliches Mineralwasser. Die Brunnenbetriebe bewerben es etwa als "ursprünglich rein und unverfälscht frisch". 2015 tranken die Bundesbürger so viel wie nie: jeder im Schnitt 147 Liter. Stilles Mineralwasser hat den größten Marktzuwachs - 21 Liter pro Kopf entfallen auf diese Sorte. Dabei kommt Wasser ohne Kohlensäure doch aus jedem Wasserhahn. Anlass für die Stiftung Warentest, stilles natürliches Mineralwasser und Trinkwasser zu vergleichen. Für den Wassercheck wählten die Tester 30 stille Mineralwässer von klassischen Marken aus. Parallel kamen Trinkwasserproben aus deutschen Städten und Gemeinden ins Labor, die als Quellorte auf den Mineralwässern angegeben waren. Hinzu kamen Proben aus sechs Großstädten.
Leitungswasser kommt aus Grundwasser, Flüssen, Seen, Talsperren und Quellen. Es ist unerwünschten Stoffen aus der Umwelt ausgesetzt. In der Regel bereiten Wasserwerke es auf. Natürliches Mineralwasser hingegen fördern Brunnenbetriebe aus unterirdischen Quellen, die durch eine natürliche, kaum wasserdurchlässige Bodenschicht vor Verunreinigungen geschützt sein muss.
Die Brunnenbetriebe dürfen es praktisch nicht aufbereiten. Für Leitungswasser gelten mehr Vorschriften als für Mineralwasser, etwa Grenzwerte für Pestizide und Uran. Wasserversorger müssen ihr Wasser regelmäßig untersuchen. Mit Blick auf Keime gilt das für große Betriebe mehrmals täglich. Es ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel und muss von so guter Qualität sein, dass man es lebenslang täglich trinken kann, ohne davon krank zu werden.
Insgesamt entsprechen alle Trinkwasserproben der strengen Trinkwasserverordnung; jedes Mineralwasser der Mineral- und Tafelwasserverordnung. Die Tester prüften zudem beide Wassertypen etwa zusätzlich auf oberirdische Verunreinigungen, auf Pestizide wie Glyphosat, Arzneimittel, Korrosionsschutzmittel, Süßstoffe. Insgesamt weisen die Trinkwasserproben eine höhere Anzahl oberirdischer Verunreinigen auf. Die Konzentrationen waren aber sehr gering, lagen unter einem Millionstel Gramm, gelten als gesundheitlich unkritisch.
Mineralwasser muss nicht mehr mineralstoffreich sein
Auch in einigen Mineralwässern fanden sich oberirdische Verunreinigungen dieser Größenordnung. Fast alle Wässer enthielten Nitrat. Höhere Gehalte gehen oft auf das Konto intensiver Landwirtschaft, die mit nitrathaltiger Gülle düngt. Alle Proben lagen unterm Grenzwert. Auch die Natur kann Schadstoffe ins Wasser bringen wie nierenschädigendes Uran und krebserregendes Chrom (VI) aus Gestein.
Für Uran im Trinkwasser gilt ein Grenzwert, den alle Wasserproben einhielten. Für Chrom (VI) existiert noch kein Grenzwert, ein Leitwert wird diskutiert. Einige Trink- und Mineralwässer liegen darüber, Grund für Alarm besteht nicht. In einer mikrobiologischen Zusatzprüfung fanden sich in sechs Mineralwässern Keime, die kritisch für Immunschwache sein können. Und: Mineralwasser muss heute nicht mehr mineralstoffreich sein. Tatsächlich weist fast die Hälfte im Test einen geringen Gehalt an Mineralstoffen auf. Einige Leitungswässer enthalten mehr davon. (td)