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Debatte um SpritpreiseSahnen die Ölkonzerne schon wieder ab?

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Zapfhähne an einer Tankstelle

Zapfhähne an einer Tankstelle

Spritpreise kennen zuletzt nur eine Richtung: Steil nach oben. Der ADAC beklagt das überhöhte Niveau. Werden Verbraucher abgezockt und wenn ja, von wem?

Selten haben die Spritpreise eine Achterbahnfahrt wie in den vergangenen anderthalb Jahren absolviert. Am 15. März 2022 – kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine – kostete ein Liter Diesel sage und schreibe 2,30 Euro. Der Tiefstand wurde am 23. Mai dieses Jahres mit 1,57 Euro erreicht, ein Liter kostete wieder 73 Cent weniger. Seitdem geht es bergauf. Am Dienstag kostete ein Liter an Tankstellen in Deutschland im Schnitt 1,84 Euro: ein Plus von 7 Cent binnen zwei Wochen. Auch beim Benzin ging der Trend lange aufwärts: Vor einem Monat, als die Sommerferien zu Ende gingen, kostete ein Liter E10 im Schnitt 1,84 Euro. Vergangenen Sonntag waren es 1,89 Euro, also fünf Cent mehr, am Dienstag lag der Durchschnittspreis bei 1,88 Euro pro Liter.

Werden Autofahrer hierzulande abgezockt?

Deutschlands größter Automobilclub klagt laut: „Das Preisniveau an den Tankstellen ist aus Sicht des ADAC schon seit Monaten ungerechtfertigt und nicht nachvollziehbar deutlich überhöht!“, so Unternehmenssprecher Andreas Hölzel auf Nachfrage unserer Redaktion. Stand Sonntag habe Diesel im Durchschnitt 1,862 Euro gekostet und damit noch mal 2,4 Cent mehr als am Dienstag der Vorwoche. Zwar sei die aktuelle Preisentwicklung an den Zapfsäulen zuallererst auf den Anstieg der Rohölpreise zurückzuführen, die binnen drei Wochen um rund zehn Dollar pro Barrel angezogen hätten. Aber der ölpreisbedingte Anstieg habe sich „auf ein bestehendes, viel zu hohes Niveau noch on top draufgesetzt“.

Machen sich wirklich die Tankstellen die Taschen voll?

Den Schuldigen macht man beim Bundeskartellamt allerdings nicht in den Tankstellen selbst aus: „In den letzten zwei Wochen folgten die Preisbewegungen bei Kraftstoff, insbesondere bei Diesel, weitgehend den weiteren Steigerungen beim Rohölpreis“, sagte Behördenpräsident Andreas Mundt. Das spricht also gegen Abzocke auf Ebene der Tankstellen.

Vom Wirtschaftsverband Fuels und Energie wiederum heißt es, der Rohölpreis sei nur ein Faktor unter mehreren. „Zuletzt verzeichneten wir speziell bei Diesel Knappheiten in ganz Europa. Das hat zum deutlichen Anstieg der Produktpreise für Diesel an den Handelsmärkten geführt“, sagte ein Sprecher. Grund für die Knappheit sei „eine relativ hohe Dieselnachfrage in außereuropäischen Regionen“. In dem Fall gehe alles fair zu.

Wenn es die Tankstellen nicht sind, sahnen dann die Öl-Multis ab?

Den Verdacht hegt auch das Bundeskartellamt. Die aktuell hohen Kraftstoffpreise an der Tankstelle spiegelten „die Preise auf der Ebene des Imports beziehungsweise der Raffinerien wider“, sagte Präsident Mundt. Die Behörde hatte schon im vergangenen Jahr angekündigt, die Geschäfte auf dem Raffineriemarkt auf unzulässige Preisabsprachen zu überprüfen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Preissprünge heißt es jetzt: „Im Bereich Raffinerien und des Großhandels treiben wir unsere laufende Sektoruntersuchung mit Hochdruck voran.“

Werden Benzin und Diesel bald unbezahlbar?

Im Sommer 2022 gewährte der Staat einen Tankrabatt von fast 30 Cent pro Liter Benzin. Eine Neuauflage deses Rabatts ist nicht geplant, im Gegenteil: Zum 1. Januar kommenden Jahres wird die aufgeschobene Anhebung des CO2-Preises nachgeholt. Für eine ausgestoßene Tonne CO2 werden dann 35 Euro fällig. Laut ADAC in München wird das zu einem Aufschlag auf den Liter Benzin oder Diesel von rund 1,5 Cent führen. Die Politik will mit steigenden Spritpreisen die Verkehrswende beschleunigen, also den Umstieg auf Elektrofahrzeuge oder den ÖPNV, um das Klima zu schützen. Daran dürfte sich auch bei einem Regierungswechsel nach der nächsten Bundestagswahl wenig ändern, denn auch die Union setzt auf einen stetig steigenden CO2-Preis.