Interview

Kölsch-Brauer
„Im Handel hat es Kölsch als Flaschenbier nicht leicht“

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Ein Köbes  trägt in Köln im Brauhaus Früh am Dom Kölsch-Bier aus.

Die Sorte Kölsch hat sich vergleichsweise gut gehalten

Kölsch hält sich am Biermarkt vergleichsweise gut. Über die Gründe spricht Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbands im Rundschau-Interview.

Um 4,5 Prozent sank der Bier-Absatz im abgelaufenen Jahr – auf bundesweit 84 Millionen Hektoliter. Vergleichsweise gut hat sich die Sorte Kölsch gehalten. Über die Gründe sprach Ralf Arenz mit Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbands.

Wie hat sich der Kölsch-Absatz im abgelaufenen Jahr entwickelt?

Der Biermarkt ist generell rückläufig. Kölsch hält sich aber besser als andere Sorten. Im abgelaufen Jahr wurden knapp 1,5 Millionen Hektoliter Kölsch verkauft. Das sind etwa 1,5 Prozent weniger als 2022. Kölsch ist eine besondere Marke und eine durch EU-Recht geschützte regionale Spezialität. In Köln ist die Verbindung von Stadt und Bier so groß wie sonst vielleicht nur noch in München. Vor allem in Gaststätten ist der Kölsch-Absatz gut. Er ist inzwischen auch dreimal so hoch wie der von Alt. In den 60er- und 70er-Jahren lagen diese Sorten noch gleichauf.

Wie verteilt sich der Absatz auf Fassbier, das in Gaststätten konsumiert wird, und Flaschenbier?

Das Verhältnis ist etwa 40 Prozent Fassbier für die Gastronomie und 60 Prozent Flaschenbier für den Handel. Im Handel hat es Kölsch als Flaschenbier nicht leicht gegen die bekannten Fernsehbiere, die teils zu Dumpingpreisen verkauft werden. Der Absatz in den Kölsch-Brauhäusern etwa ist dagegen sehr stabil.

Wie viel alkoholfreies Kölsch wurde verkauft?

Da liegen keine exakten, verlässlichen Zahlen vor. Ich schätze den Anteil des alkoholfreien Kölschs auf etwa ein Prozent.

Und wie groß ist der Anteil der Biermischgetränken?

Auch hier muss ich schätzen. Das sollten etwa 5 bis 6 Prozent sein. Für die Menschen in der Region gehört zu einem Abend in der Kneipe aber nach wie vor ein Kölsch mit Alkohol.

Wie lief der Auftakt des laufenden Jahres?

Der Jahresbeginn mit den Karnevalsfeiern war durchwachsen positiv. Wir hatten eine kurze Session und mäßiges Wetter im Straßenkarneval. Ab Februar und im März haben die Fastenzeit und das andauernd schlechte Wetter den Bierkonsum gedämpft, wobei der März traditionell ein schwächerer Monat ist.

Was erhoffen Sie sich von der EM?

Gutes Wetter und ein gutes Abschneiden der deutschen Mannschaft. Dann wird aufgrund der positiven Stimmung mehr Bier getrunken. In der Region profitieren wir davon, dass fünf Spiele in Köln ausgetragen werden und jeweils etwa 30000 ausländische Gäste nach Köln kommen, etwa aus Belgien, England oder Schottland. Die werden unsere Gastfreundschaft und unser herrliches Kölsch genießen. Ein toller Sommer und eine deutsche Mannschaft, die bei der Heim-EM sehr, sehr weit kommt. Dann sehe ich positiv in das Jahr 2024.

Jenseits des Wetters: Was bekümmert die Branche gerade?

Wir leiden weiter unter den hohen Energiepreisen. Hohe Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personalengpässe und Logistikkosten belasten die Unternehmen, die mit sinkenden Absätzen und wachsender Bürokratie zu kämpfen haben. Die Kölsch-Brauereien verkaufen überwiegend Mehrweg-Produkte, die man in einer Großstadt, wo der Verkehrsraum immer knapper wird, erstmal bewegen muss.

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