ImmobilienmesseWarum der Preisverfall im Eigentum nur die halbe Wahrheit ist

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Immobilienmesse

Viele Interessierte kamen zu den Vorträgen der Immobilienmesse.

Der Markt ist in Bewegung, Käufer müssen aber mit hohen Zinsen kalkulieren.

„Das war heute ein voller Erfolg - trotz oder gerade wegen der aktuellen Immobilienmarktlage“, freute sich Gudrun Reichl, Organisatorin der Kölner Immobilienmesse, die am Samstag zum 14. Mal stattfand. Trotz weniger Besucher als in den Jahren zuvor zeigten sich die 23 Aussteller äußerst zufrieden. Im Gürzenich ging es wie gewohnt um die Themen Kauf, Verkauf, Finanzierung und Mietrecht – aber auch um die aktuellen Aspekte Energiewende und Digitalisierung. Die Veranstaltung der Dumont-Mediengruppe ist ein wichtiger Kölner Treffpunkt für alle, die sich wohnlich verändern wollen – die Rundschau ist Partnerin der Messe.

Auch wenn der Immobilienmarkt im Rheinland aktuell Sorgen bereitet, überwog der Optimismus. Reichl, Head of Eventmanagement der Kölner Stadt-Anzeiger Medien, betonte: „Wir hatten in diesem Jahr vor allem die richtigen Besucher – viele Gäste kamen mit konkretem Interesse. Das Rheinland ist ja eine schwierige Region für den privaten Immobilienmarkt. Pro Jahr sollten eigentlich rund 6000 neue Wohneinheiten geschaffen werden – davon wurde nicht einmal die Hälfte erreicht.“

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Großer Andrang bei den Ständen der Immobilienmesse

Der Wohnraum ist knapp, bezahlbar ist im Rheinland vieles auch nicht mal eben, dazu kommt die Zinslage, die sich deutlich nach oben verändert hat. Mit Zinsen von rund vier oder fünf Prozent müssen Immobilienkäufer aktuell rechnen, und der starke Preisverfall bei Häusern und Wohnungen, der aktuell so hoch wie zuletzt vor 60 Jahren ist, betrifft fast ausschließlich Bestandsimmobilien, jedoch kaum neue Objekte. Was macht die Messebetreiber und Aussteller dennoch so zufrieden?

Diplom-Architektin Petra Grebing ist für die Verbraucherzentrale NRW im Bereich Energieberatung tätig: „Wir konnten den Gästen einige Perspektiven aufzeigen – abseits von Verkaufsgesprächen. Das hat geklappt: Wir helfen zum Beispiel bei Fragen zu Sanierung oder umweltfreundlichen Ausbesserungen, Bau- oder Immobilienfinanzierung. Der Immobilienkauf lohnt sich weiterhin, man muss aber genauer hinschauen.“

Zum ersten Mal fand zudem ein Energieforum im Rahmen der Messe statt. Reichl verwies auf die Aktualität des Themas: „Viele Fragen konnten hier beantwortet werden, gerade auch im Bereich staatliche Förderung oder Wiederverkaufswert. Das ist auch sehr gut angenommen worden.“ Dazu kamen Vorträge, virtuelle Rundgänge, digitale Vertragsabschlüsse und durch künstliche Intelligenz gestützte Preisfindung – viel High-Tech im Gürzenich. Anbieter der Solar- und Energietechnik wurden durch Fachvorträge zur Energieberatung unterstützt.

Henning Dieke, Geschäftsführer der Cloudberry Real Estate GmbH, freute sich über regen Austausch: „Das war heute deutlich besser als letztes Jahr, wir haben viele sehr konkrete Anfragen. Wir vertreten den Bereich Neubau mit einer Vielzahl von Produkten, egal ob in Flittard oder im Bonner Raum. Das dringend benötigte Gut Wohnraum ist weiterhin im Rheinland vorhanden – wir versuchen als Dienstleister für den Kunden und für den Bauträger alles zu tun bis zur Übergabe.“ Trotzdem seien die letzten Jahren für sein Unternehmen sehr herausfordernd gewesen. „Das schafft man alles nur mit Fleiß und Leidenschaft.“

Insgesamt gibt es in Deutschland große Unterschiede in der Preisentwicklung zwischen den Metropolen und dem ländlichen Raum. Die Region Köln ist jedoch besonders umkämpft. Die Herausforderung, die zudem alle annehmen müssen, ist die Energiewende: „Sie ist unumkehrbar, der Klimawandel ist in aller Munde, die jungen Generationen fordern Klimagerechtigkeit. Es ist Tempo gefragt, wenn die gesteckten Klimaziele erreicht werden sollen“, weiß Gudrun Reichl.

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