Die Entlassung von Christian Keller kennzeichnet eine mögliche Kehrtwende in der Führungsethik des 1. FC Köln.

Personalbeben beim 1. FC KölnAn erster Stelle steht der Aufstieg

Christian Kelleri st es nicht gelungen, den FC zum sportlichen Erfolg zu bringen.
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Der 1. FC Köln hat unter der Führung des Vorstands mit Präsident Werner Wolf sowie den Vizes Eckhard Sauren und Carsten Wettich jeden Versuch unternommen, Kontinuität in der Vereinsführung zu etablieren. Ein ehren- und unterstützenswertes Vorgehen angesichts eines Schuldenbergs von bis zu 80 Millionen Euro und einem Geschäft wie dem Profifußball, das von Natur aus hohe Hürden für jede Form von Beständigkeit aufbaut. Nicht zu vergessen, dass der FC ein Club ist, der schon immer mehr von Emotionen gelebt hat und von ihnen getrieben wird als von nüchterner Kontrolle.
Die Entlassung von Christian Keller könnte im Spätherbst der Amtszeit des Vorstands das Ende der Sehnsucht nach Kontinuität bedeuten. Der Sportchef ist nach Markus Rejek immerhin der zweite von drei FC-Geschäftsführern, der das operative Feld vorzeitig verlassen muss. Es kann aber genauso gut beim Konjunktiv bleiben, wenn die aktuellen und künftigen Führungskräfte des FC das Werk von Keller dort fortsetzen und weiterentwickeln, wo es ohne Zweifel ausgezeichnete Resultate hervorgebracht hat, und an den Stellen verbessern und verändert aufstellen, an denen es absolut kritikwürdig war.
1. FC Köln: Unter Keller das Potenzial nicht abgerufen
So ist es Christian Keller auf Strecke nicht gelungen, seine Sanierungskünste in eine Balance zum sportlichen Erfolg zu bringen. In Schwarz und Weiß ausgedrückt: Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff wird im Herbst verkünden, dass die Schulden auf unter zehn Millionen Euro gesunken sind und das Eigenkapital über 30 Millionen Euro beträgt. Der FC ist in diesem Zeitraum aber auch abgestiegen und unterhält einen Kader, dem die Führungsstruktur fehlt und der auch aufgrund von Kellers Trainerauswahl sein Potenzial nicht vollständig abgerufen hat. Die Leistungen auf dem Platz spiegeln am Ende immer auch die Verhältnisse im Innenleben eines Clubs wider. Es dürfte also einiges nicht gestimmt haben.
Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, dass Keller kurz vor Vollendung der Reparaturarbeiten durch ein 1:1 gegen seinen Ex-Club Regensburg gescheitert ist. Ein Punkt in Hannover und ein Sieg gegen den Jahn hätten schon gereicht, um über die Ziellinie zu kriechen. Das war alles andere als unmöglich. So aber mussten Sportchef und Trainer folgerichtig gehen, weil am Ende nur der Aufstieg zählt.
Friedhelm Funkel soll es mal wieder richten. Ist er erfolgreich, sollte der FC mit neuem Führungspersonal auf allen Ebenen für Aufbruchstimmung sorgen – und trotzdem den eingeschlagenen Weg der Kontinuität niemals aus den Augen verlieren .