1. FC Köln vor dem Endspiel in MainzFC-Leistungsträger fällt nach OP erneut aus

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1. FC Köln, Training, von links: Elias Bakatukanda , Mitte: Dejan Ljubicic (1. FC Köln), 10.04.2024, Bild: Herbert Bucco

Krank: Der 1. FC Köln muss vorerst auf Dejan Ljubicic (Mitte) verzichten.

Der 1. FC Köln klammert sich im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga an den letzten Strohhalm und das Spiel in Mainz.

Als am Dienstag die Rede auf Dejan Ljubicic kam, nahm der Gesichtsausdruck von Timo Schultz noch ernstere Züge an, als sie angesichts der prekären sportlichen Situation des 1. FC Köln ohnehin schon waren. Der österreichische Nationalspieler und einer der großen Hoffnungsträger wird dem Fußball-Bundesligisten in dieser Saison wohl nicht mehr zur Verfügung stehen — zumindest aber definitiv für das nächste Abstiegsendspiel am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) beim FSV Mainz 05 ausfallen.

Der vielseitig einsetzbare Mittelfeldspieler ist erneut erkrankt – zum vierten Mal in dieser Saison. Nach Informationen der Rundschau hat sich der 26-Jährige nun einem operativen Eingriff im Rachenraum unterzogen, der einen Krankenhaus-Aufenthalt nach sich zog.

Dejo muss jetzt erstmal auf den Damm kommen, gesund werden und Abstand gewinnen.
Timo Schultz, Trainer 1. FC Köln

Auf die Frage, was denn nötig sei, um Ljubicic noch einmal einsatzfähig zu machen, zuckte Schultz resigniert mit den Schultern: „Ich glaube in dem Fall nichts mehr. Wir müssen das einfach mal so hinnehmen. Dejo muss jetzt erstmal auf den Damm kommen, gesund werden und Abstand gewinnen, bevor wir uns dann Gedanken machen, wie wir es nächstes Jahr dann vielleicht besser hinbekommen.“

Der FC-Coach holte noch weiter aus und sprach auch die mentale Verfassung von Ljubicic an, der seine unzweifelhaft vorhandenen Qualitäten in dieser Saison nie zur Entfaltung bringen konnte: „Dejo ist   ein Spieler, der sich extrem mit dem Verein identifiziert, der seine Themen hat und den das alles mitnimmt.“

Eine Geschichte, die stellvertretend für die verkorkste Saison der am Abgrund zur 2. Bundesliga stehenden Geißböcke steht. Die vermeintlichen Führungsspieler hinken den Erwartungen weit hinterher und die gesamte Mannschaft offenbart immer wieder große Probleme, den Kopf in den entscheidenden Moment zugunsten des Fußballspielens einfach mal auszuschalten.

FC-Spieler sind dem Druck nicht gewachsen

Ein Problem, dem auch Timo Schultz bislang nicht nachhaltig beikommen konnte und das bei der 0:2-Heimniederlage gegen Tabellenschlusslicht Darmstadt 98 den wahrscheinlich entscheidenden Niederschlag herbeiführte: „Es lag nur an uns. Wir müssen uns ankreiden, dass wir es nicht geschafft haben, so befreit und so klar Fußball zu spielen, dass wir gegen eine Darmstädter Mannschaft die drei Punkte zu Hause behalten. Vielleicht war der Druck dann tatsächlich zu groß. Vor allem der Druck, den die Jungs sich selber machen“, räumte Schultz ein und skizzierte die Folgen: „Die Situation für uns hat sich weiter verschlechtert.“

Sogar so weit verschlechtert, dass vier Spieltage vor Saisonende niemand mehr einen Pfifferling auf den Klassenerhalt der Kölner setzt: „Spätestens jetzt sind wir in der Situation, in der wir über Druck nicht mehr reden müssen. Gefühlt haben alle ihren Stab gebrochen und alle entschieden, dass wir abgestiegen sind. Wir können eine gewisse Scheißegal-Mentalität an den Tag legen“, erklärte der Kölner Trainer.

Eine Situation, auf die er die Mannschaft am Dienstag vor der ersten Trainingseinheit der Mainz-Woche mit einer emotionalen Ansprache einzustimmen versucht hat. Zu Vorbereitung hatte sich der 46-Jährige noch einmal mit der Video-Aufzeichnung des gesamten Darmstadt-Desasters gequält: „Die Ansprache vor dem Training ging nicht nur über Technik und Taktik, sondern auch ein paar andere Sachen“, dürfte Schultz vor allem die viel zu ängstliche Herangehensweise seiner Spieler zum Thema gemacht haben.

Wir nehmen die Situation, so schlecht wie sie ist.
Timo Schultz, Trainer 1. FC Köln

Er versäumte es aber nicht, sich erneut vor sein Team zu stellen: „Ich habe hier eine brutal fleißige Mannschaft, die sich extrem mit der Stadt, dem Verein und den Fans identifiziert. Das Team lebt und glaubt weiter an den Klassenerhalt. “ Schultz ist natürlich klar, dass das Spiel in Mainz die allerletzte Chance für den FC bedeutet, im Rennen um Platz 15 und 16 zu bleiben: „Wir spielen gegen eine der beiden Mannschaften, die punktemäßig direkt vor uns stehen. Von daher nehmen wir die Situation, so schlecht wie sie ist. Mit 22 Punkten dürfte man eigentlich nicht mehr in Reichweite sein, aber wir sind es. Das müssen wir uns vergegenwärtigen.“

Wenn Schultz nach einem Vorbild sucht, kann er sich am nächsten Gegner orientieren. Der FSV Mainz 05 lag am 21. Spieltag noch neun Punkte hinter Rang 15. Mit dem neuen Trainer Bo Henriksen holten die 05er den Rückstand auf und sprangen durch das 1:1 am vergangenen Sonntag beim SC Freiburg erstmals wieder auf den ersten Nichtabstiegsplatz.

FSV Mainz 05 ist mit Bo Henriksen auf Erfolgskurs

Dem Dänen Henriksen, der im Dezember nach der Trennung von Steffen Baumgart auch ein Kandidat beim FC war, ist es vor allem gelungen, seinem Team die für den Abstiegskampf nötigen Emotionen einzutrichtern. Die Mainzer, denen am Sonntag die gelbgesperrten Tom Krauß und Jae-sung Lee fehlen, können mit einem Sieg im direkten Duell den Vorsprung auf die Kölner auf nahezu uneinholbare acht Punkte ausbauen.

„Wir müssen das Spiel mit mehr Überzeugung, mit mehr Mut und auch mit mehr Risikobereitschaft angehen“, gibt Timo Schultz die Marschroute aus. Wohl wissend, dass es zu seinen Aufgaben gehört, dass dieses Mehr an Zutrauen dann auch auf dem Platz im Spiel zu sehen ist. „Wir sind eine Mannschaft, die viele fußballerische Lösungen hat, die aber den letzten Punch nur entwickeln kann, wenn wir die brutale Überzeugung in uns tragen und die auch nach außen raus transportieren können“, erklärte der FC-Coach. Wie beim 2:1-Heimsieg gegen den VfL Bochum, als der 1:1-Ausgleich von Steffen Tigges genügte, um die Kölner und das gesamte Stadion anzuzünden.

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