KostenexplosionNeue Feuerwache in Brühl soll nun 103 Millionen Euro kosten

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Zu sehen ist ein von Ranken überwachsener Bauzaun, der die grüne Brache eingrenzt, auf der die neue Feuerwache entstehen soll. Im Hintergrund steht das Seniorenheim Johannesstift.

Auf der Brache vor dem Seniorenheim Johannesstift soll die neue Feuerwache entstehen. Das Vorhaben könnte mehr als 100 Millionen Euro kosten.

Der Neubau soll die marode Wache an der Rheinstraße ersetzen. In der bisherigen Kostenschätzung waren 85 Millionen Euro veranschlagt worden.

Die entscheidende Passage findet sich im letzten Unterpunkt der Verwaltungsvorlage für den Hauptausschuss zum Bau der neuen Feuerwache: Die dem Haushaltsplan 2023 zugrundeliegende Kostenschätzung von 85,7 Millionen Euro werde im nächsten Haushalt 2024 mit seinen Finanzplanjahren auf 103,3 Millionen Euro angepasst.

Mit anderen Worten: Nimmt die Planung für das Bauprojekt an der Römerstraße die weiteren Hürden im Stadtrat und wird der einkalkulierte Puffer beansprucht, wird tatsächlich eine neunstellige Summe fällig, um die marode Wache an der Rheinstraße durch ein zeitgemäßes Gebäude zu ersetzen.

Aufwendige Sicherung der Baugrube

Für die jüngste Steigerung sorgt die veränderte Art der Baugrubensicherung. Statt einer „Trägerbohlwand“ muss nach Ansicht der Experten eine „Bohrpfahlwand“ errichtet werden.

Hinzu kommen Mehrkosten aufgrund von Preissteigerungen und Ausgaben, um die jüngsten Beschlüsse der Politik zur Gestaltung der Gebäudefassade und Begrünung umzusetzen. Kritiker des Projekts dürften sich in der Befürchtung bestätigt sehen, dass die Kosten weiter explodieren.

FDP-Fraktionschef Pitz befürchtet weitere Kostensteigerung

Die Verwaltung verweist jedoch darauf, dass man erst mit der Vorbereitung der anstehenden Freigabe der Leistungsphase 3, also der Entwurfsplanung, die Kostenschätzung durch die auf konkreteren Grundlagen basierende Kostenberechnung ersetzt habe.

FDP-Fraktionschef Jochem Pitz, der neben dem Piraten-Ratsherrn Harry Hupp stets zu den Kritikern des Baus zählte, befürchtet sogar noch Schlimmeres. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Wache am Ende 120 Millionen Euro koste, echauffiert er sich mit Verweis auf bestehende Unsicherheiten.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Wache am Ende 120 Millionen Euro kostet
Jochem Pitz, FDP-Fraktionschef

„Auch die millionenschweren, zusätzlichen und auf Betreiben insbesondere der Grünen-Fraktion gemachten Vorgaben wie eine Fassaden- und Dachbegrünung werden aller Voraussicht durchgewunken“, befürchtet Pitz mit Blick auf die kommende Ratssitzung am Montag, 4. September, 18 Uhr. Die Mehrheit werde wohl weiter zustimmen. „Ansonsten müsste Bürgermeister Dieter Freytag auch seine eklatante Fehlplanung einräumen“, meint Pitz.

Die jetzt angeblich erforderlichen 17 000 Quadratmeter Nutzfläche seien das Achtfache des jetzigen Raumes. „Auch der FDP ist eine gut funktionierende und motivierte Feuerwehr viel wert“, so FDP-Ratsherr Hans-Hermann Tirre, aber angesichts der Summen müssten Kompromisse entwickelt werden.

Holderried bedauert Kostenentwicklung

Grünen-Fraktionschefin Simone Holderried sieht da keine Möglichkeiten. Zwar sei es „sehr bedauerlich, dass sich das Projekt in dieser Größenordnung weiterentwickele“, bessere Alternativen seien aber nicht zu sehen.

Das gelte auch für die Detailplanung. „Die Begrünung der Fassade ist für das Mikroklima wichtig, und die Photovoltaikanlage wird sich schon in wenigen Jahren amortisiert haben“, betont sie. Auch hätten die Experten eines zweiten Büros die Kostenberechnung für plausibel erachtet.

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