BrühlJohanneskirche wird am Wochenende entwidmet und danach abgerissen
Brühl-West – Der Abschied von der Johanneskirche wird stiller ausfallen, als Pfarrerin Renate Gerhard und die Mitglieder der Gemeinde sich das ursprünglich vorgestellt hatten. Konzerte, Lesungen und selbstverständlich Gottesdienste waren angedacht, bevor die Kirche am Rodderweg entwidmet und schließlich für den Abbruch leergeräumt wird. Doch die Pandemie hat diese Pläne zunichte gemacht.
Die Verantwortlichen der Evangelischen Gemeinde mussten umdenken. Am Sonntag, 31. Januar, 10.15 Uhr, wird nun ein Entwidmungsgottesdienst ohne Kirchgänger auf der Internetseite der Kirchengemeinde live übertragen. „Zum Abschluss werden die Altarbibel, das Abendmahlgeschirr und das Kreuz feierlich aus der Kirche getragen“, sagt Pfarrerin Gerhard. Diese finden wie viele andere Dinge eine neue Heimat in den übrigen Kirchen der Gemeinde, zu der neben Brühl auch Bornheim-Walberberg und Köln-Meschenich gehören.
Johanneskirche in Brühl noch bis Samstag geöffnet
Wer den 1975 errichteten Kirchenbau noch einmal hautnah erleben will, hat dazu an den Tagen zuvor Gelegenheit. Noch bis Samstag steht der Bau Besuchern täglich von 10 bis 12 und von 15 bis 17 Uhr sowie von 18 bis 19 Uhr offen. Auf einem vorgegebenen Weg können diese durch die Kirche gehen. Im angrenzenden Gemeindesaal werden Bilder aus der Geschichte der Kirche zu sehen sein.
Wer mag, kann mit Motiven des Gotteshauses versehene Segenskärtchen mitnehmen. „Es wird also trotz allem ein lebendiger Abschied“, so Gerhard. Dies sei wichtig, weil an der Johanneskirche so viele Erinnerungen hängen. Taufen, Hochzeiten, Gottesdienste – all das hat dort in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden und den Lebensweg der Gläubigen bestimmt.
Brühl: Anfang der 90er zählte die Gemeinde 13.000 Gläubige
„Die Vorstellung, dass es diese Kirche bald nicht mehr gibt, tut weh, auch wenn die Entscheidung ja schon vor Jahren gefallen ist“, sagt die Pfarrerin. Hintergrund des Entschlusses des Presbyteriums war die Idee, die Kräfte einer deutlich kleiner gewordenen Gemeinde zu bündeln und Unterhaltskosten zu sparen.
Zählte die Gemeinde Anfang der 1990er-Jahre noch rund 13.000 Gläubige, so sind es inzwischen nur noch 8500. Diesen stehen mit der Badorfer Jakobuskirche, der Vochemer Andreaskirche, der Christuskirche in der Innenstadt sowie Kirchen in Walberberg und Meschenich noch fünf Gotteshäuser zur Verfügung.
Und auch aus dem Brühler Westen werde man sich nicht vollends verabschieden, betont die Pfarrerin. Der Abbruch des Kirchenraums, des Gemeindesaals und des angrenzenden Baus, der Bücherei und Versammlungsräume umfasst, schafft im Mai Platz für eine Erweiterung der Evangelischen Kita auf drei Gruppen. Ein neuer Anbau soll Mitte 2022 bezogen werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Das Grundstück, auf dem heute das Gemeindehaus steht, geht wiederum an die Antoniter-Siedlungsgesellschaft Köln, die dort Wohnraum für Menschen mit Betreuungsbedarf errichtet. Erhalten bleibt derweil der Kirchturm. Die Glocken dort werden künftig dreimal täglich läuten und damit an Gebetszeiten und die Johanneskirche erinnern.
Bauboom führte zum Bau der Johanneskirche in Brühl
Der Grundstein für ein evangelisches Gemeindehaus mit Versammlungssaal am Rodderweg wurde im Jahr 1961 gelegt. Dies ging einher mit der damals regen Wohnbautätigkeit im Brühler Westen. Sechs Jahre später wurde der angrenzende Kindergarten eröffnet. 1975 entstand dann der Kirchenbau. 16 Jahre darauf folgte die Errichtung des Glockenturms, dessen Spitze ein von Künstler Jan Schlesinger gestalteter Turmengel ziert. Dargestellt ist Johannes der Evangelist, der Namensgeber der Kirche. 2009 wurde eine Orgel eingebaut, die vermutlich nach dem Abbruch der Kirche in der Schweiz eine neue Bleibe finden.
Geschichte und Motive der Johanneskirche sind in einem Bildband festgehalten, der zum Preis von 20 Euro über das Gemeindebüro zu erwerben ist.