„Bistro der Träume“Obwohl das Geld da ist, wird das Bistro in Odenthal-Voiswinkel nicht gebaut

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau öffnet ein zweiflügeliges Fenster eines hölzernen Zirkuswagens.

Der Zirkuswagen für das „Bistro der Träume“ in Odenthal-Voiswinkel ist schon weitgehend umgebaut. Doch jetzt soll er verkauft werden.

Nach der Klage eines Anwohners gegen die Baugenehmigung ist dem Verein das Risiko zu groß. 500.000 Euro Zuschüsse können nicht abgerufen werden.

Der Traum vom Bistro im Zirkuswagen für Voiswinkel ist ausgeträumt. Der Verein „Wunderplaner“, der jahrelang enorm viel Arbeit in das Projekt gesteckt hat, um dem Dorf einen Treffpunkt zu geben, gibt auf.

Dabei fehlt es nicht an Geld. Rund 500.000 Euro hatte der Verein an Zuschüssen für die Idee eingeworben: eine halbe Million Euro vom Land und aus EU-Mitteln des Leader-Förderprogramms, die nun vielleicht für den Ort verloren sind.

Ein Anwohner hat gegen die Baugenehmigung geklagt

Wie berichtet, hat ein Anwohner aus Voiswinkel gegen die Baugenehmigung des Rheinisch-Bergischen Kreises für das Bistro am Kirchweg geklagt und einen Eilantrag auf sofortigen Stopp der Arbeiten gestellt. Seither ruhen alle Vorbereitungen für die eigentlich im Mai geplante Eröffnung.

Zwar ist der Fall noch nicht gerichtlich entschieden, doch die „Wunderplaner“ befürchten eine jahrelange juristische Auseinandersetzung mit ungewissem Ausgang und unkalkulierbarem finanziellen Risiko für den Verein. In einer Krisensitzung habe die Mitgliederversammlung daher einstimmig entschieden, das Projekt aufzugeben, erklärten die Vorstandsmitglieder Sonja Tewinkel, Andreas Kondziella und Friedrich Hollerbach.

Auf den Prozess zu warten, war dem Verein zu riskant

„Es ist nicht abzusehen, was passiert“, erläuterte Sonja Tewinkel, die die ursprüngliche Idee zum Treffpunkt für Voiswinkel hatte. „Am Ende ist es ein Abwägen des Richters mit ungewissem Ausgang.“ Daher müsse man jetzt die Notbremse ziehen. Denn einen Prozess in ein oder zwei Jahren abzuwarten, das koste weiter Geld, Arbeit und Nerven.

Zudem befürchte man auch dann Ärger mit der Nachbarschaft, sollte das Verfahren gut für den Verein ausgehen. Kleinste Verstöße von Besuchern gegen die Auflagen, etwa durch Lärm außerhalb der genehmigten Öffnungszeiten, würden zu neuen Klagen führen. „Wir haben sehr viel Kraft hineingesteckt, aber es ist einfach zermürbend“, erklärte Tewinkel das Aus für die Pläne.

Ein zum Café umgebauter Zirkuswagen sollte Treffpunkt werden

Das Projekt „Bistro der Träume“ war durch den Wunsch vieler Voiswinkler nach einem Dorfmittelpunkt entstanden, von Sonja Tewinkel aufgegriffen und gemeinsam mit Unterstützern durch den Verein „Wunderplaner“ fortentwickelt worden.

Auf dem Gelände am Ende des Kirchweges war als Treffpunkt ein zum Café umgebauter ehemaliger Zirkuswagen geplant. Eine mobile Mini-Bühne sollte Lesungen, Kinderveranstaltungen oder andere kleine kulturelle Angebote möglich machen, bei gutem Wetter hätte ein Biergarten auch Wanderer oder Radfahrer zur Rast eingeladen.

Noch im Herbst 2023 hatte man den baldigen Baubeginn angekündigt

Diese Pläne sind nun geplatzt. Dabei ist der Verein kampferprobt. Viele Hürden hatte er gemeistert: Der Ausstieg der evangelischen Kirchengemeinde Am Heilsbrunnen aus dem Projekt hatte eine neue Planung nötig gemacht, der finanzielle Rückzug der Kommune wegen schlechter Haushaltslage hatte den Abschied von einem festen Gebäude erzwungen und die Idee von einem umgebauten Zirkuswagen geboren.

Noch im Oktober 2023 hatten Vertreter des Vereins, der Gemeinde Odenthal, des Kreises und der Fördergeber auf der Wiese am Kirchweg zuversichtlich die Café-Eröffnung für Mai angekündigt. Das Projekt werde für Voiswinkel ein „Riesengewinn“ sein, war sich Bürgermeister Robert Lennerts damals sicher, weil es Voiswinkel eine Infrastruktur biete, die von vielen vermisst werde. Doch schon damals hatte ein Anwohner Kritik geäußert und Lärm im Wohngebiet befürchtet.

Der Verein „Wunderplaner“ hat schon Geld für den Wagenumbau gezahlt

Der rund 100.000 Euro teure Zirkuswagen steht bereits weitgehend umgebaut in Hannover. Der Verein ist finanziell in Vorleistung getreten, doch auf die dafür vorgesehene Wiese darf der rund zehn Meter lange Wagen wegen des schwebenden Verfahrens nicht gestellt werden.

Daher plant der Verein nun seinen Verkauf. „Das ist die einzige Variante der Abwicklung, ohne dass Schaden entsteht“, begründete Tewinkel. Die Umbauten hätten große Teile der Rücklagen aufgebraucht und mit einer Erstattung aus den zugesagten Mitteln des Förderprogramms sei nun nicht mehr zu rechnen.

Der Rheinisch-Bergische Kreis bestätigt die Klage eines Anwohners

„Das können wir als Verein nicht stemmen“, so der Vorstand. Besonders tragisch ist nach seiner Ansicht, dass der Grund, der die Förderung erst ermöglicht habe, „die Entwicklung des Ortes“ jetzt Teil der Klagebegründung seien.

Es sei zutreffend, dass ein Anwohner gegen die Ende 2023 erteilte Baugenehmigung des Rheinisch-Bergischen Kreises zur „Errichtung eines Bistros mit Multifunktionsplatz und Nebenanlagen Klage eingereicht hat“, bestätigte Kreissprecherin Birgit Bär.

Kreis sieht keine Anhaltspunkte für eine fehlerhafte Baugenehmigung

In erster Linie beziehe sich die Klagebegründung darauf, dass sich das Bauvorhaben nicht in das vorhandene „Allgemeine Wohngebiet“ einfüge und aus Sicht des Klägers „die Wohnruhe“ störe. Zudem werde die Genehmigung als „zu unbestimmt“ kritisiert.

„Es liegen mir derzeit allerdings keine Anhaltspunkte für eine fehlerhafte oder rechtswidrig erteilte Baugenehmigung vor“, so Bär weiter. Der Kreis habe das genannte Bauvorhaben im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens rechtlich geprüft. „Unter Berücksichtigung aller baurechtlichen und nachbarrechtlichen Vorschriften war nach hiesiger Rechtsauffassung die Baugenehmigung zu erteilen.“

Die Nachbarschaftsklage gilt als „Klassiker“ im Baurecht

Ob der Kreis dennoch einen Fehler gemacht habe, müsse jetzt das Verwaltungsgericht beurteilen. Die „Nachbarschaftsklage“ sei keine Seltenheit, sondern eher „der Klassiker“ im Baurecht, so Birgit Bär.

Am Mittwoch, 1. Mai, 15 Uhr an der Kirche, will der Verein „Wunderplaner“ den Voiswinklern die Lage erklären. Dann will man überlegen, ob es möglich ist, umzuplanen und im Ort wenigstens einen Dorfplatz nach dem Vorbild von Blecher zu bauen. Ob es aber gelingt, die Fördergelder ein weiteres Mal umzuwidmen, ist fraglich.

Rundschau abonnieren