AutozuliefererWarum bei Adient in Burscheid weitergestreikt wird

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Beschäftigte von Adient vor einem IG-Metall-Zelt in Burscheid.

Auf die „aktive Mittagspause“ folgte am Dienstag der Warnstreik: Insgesamt 120 Beschäftigte von Adient beteiligten sich nach Angaben der IG Metall.

Der Arbeitgeber bewegt sich nicht im Streit um Tarife. 120 Beschäftigte legten zwei Stunden die Arbeit nieder.

„Wir sehen uns zu diesem Schritt gezwungen, da das Unternehmen zwar sagt, es möchte verhandeln, aber de facto keine Angebote vorlegt.“ So erklärte am Dienstag Paul Hecker von der IG Metall Köln-Leverkusen den erneuten Ausstand bei Adient in Burscheid. Vor einer Woche lief die Arbeitsniederlegung noch als „aktive Mittagspause“, diesmal drehte die Gewerkschaft die Schraube etwas weiter: Warnstreik. Insgesamt hätten sich rund 120 Beschäftigte beteiligt, so Hecker. Etwa 80 vor dem Werkstor, weitere 40 aus dem Home-Office.

Seit langem schon gärt ein Konflikt zwischen der Belegschaft des Autositz-Herstellers und der rund 700 Köpfe starken Belegschaft. Es geht um einen Tarifvertrag. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat sehen, dass der Abstand zwischen den Gehältern im Burscheider Adient-Werk und dem Flächentarifvertrag immer größer wird. Seit voriger Woche habe sich die Arbeitgeberseite nicht bewegt, berichtete Gewerkschafter Paul Hecker und kündigte an: „Wir werden weiter Druck aufbauen.“

Der Vorwurf: keine ernsthaften Verhandlungen in Burscheid

Der Vorsitzende des vor vier Jahren gegen den Widerstand von Adient ins Leben gerufenen Betriebsrats, Dieter Neff, sieht einen Widerspruch zwischen der Darstellung der Adient-Führung und der Realität. „Die Unternehmensleitung behauptet zwar, dass sie mit dem Betriebsrat verhandeln möchte. Aber wie das rechtlich sicher funktionieren soll, sagt sie nicht.“ Zudem lege sie kein Angebot vor, auch nicht dem Betriebsrat, sondern stelle nur Forderungen.

Paul Hecker sieht das nicht anders. Die Tarifkommission besteht aus 13 Personen, zwölf von ihnen kämen aus dem Unternehmen. Nur er sei extern, trotzdem kämen keine echten Verhandlungen über einen Tarifvertrag zustande. Ein Argument des Unternehmens sei, dass die Gehälter ja bald steigen sollen. Allerdings in sehr unterschiedlichem Maße: „Manche habe eine Zwei vor dem Komma, andere eine Vier.“ Maßgeblich sei die Beurteilung durch den Vorgesetzten. Ein System, mit dem die Belegschaft des Forschungsstandorts nicht glücklich sei, so Hecker. Da sei zu viel „Nasenfaktor“ im Gehalt.  

Die Tarifkommission hat der Geschäftsführung ihre Forderung auf den Tisch gelegt: eine Erhöhung von 560 Euro in den unteren Gehaltsgruppen, bei den höheren Entgelten um 7,3 Prozent. Sollte sich die Adient-Geschäftsführung nicht bewegen, werde es weitere Streiks geben, kündigte Hecker an. Denkbar sei sogar eine Urabstimmung, die einen unbefristeten Streik nach sich ziehen könnte. „Das muss im Betrieb entschieden werden“, so Metaller Paul Hecker. Kampfbereit sei die Belegschaft.  

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