„Fremde Schwester“Schriftstellerin Barbara Stewen las in Wipperfürth-Thier aus ihrem dritten Krimi

Lesezeit 3 Minuten
Barbara Stewen während der Lesung in Thier.

Die Künstlerin und Autorin Barbara Stewen las in Thier aus ihrem neuen Kriminalroman „Fremde Schwester“.

Krankenschwester, Kommissaranwärterin, Künstlerin, Krimiautorin: Barbara Stewen las in Thier aus ihrem jüngsten Roman „Fremde Schwester“.

In einem Interview hat sie vor vielen Jahren einmal gesagt: „Ich versuche, mit Worten zu malen.“ Das trifft es wohl auf den Punkt – auch mit dem Erscheinen ihres dritten Kriminalromans „Fremde Schwester“ ist sie dieser Verquickung von Malerei und Literatur treu geblieben: Am Freitagabend las die Künstlerin Barbara Stewen aus jener Neuerscheinung sowie dem Vorgänger „Der Puppenräuber“ im Dorfladen in Wipperfürth-Thier.

Fast familiär wirkte der Rahmen, nahbar die Autorin, sanft die Stimme. Ihre Bücher, so sagt sie, seien die Produkte eigener, langjähriger Trauerarbeit nach dem Tod des Bruders. In Litauen geboren, aufgewachsen in Westfalen, absolvierte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester, sattelte dann um, wurde Kommissaranwärterin.

Elisa Fuchs ermittelt

Als ihre Kinder zur Welt kamen, setzte sie die Prioritäten anders und brach die Karriere bei der Polizei ab, widmete sich zunächst ganz der bildenden Kunst. Aber tief in ihrem Herzen schlug die Sehnsucht offenbar weiter, denn die weibliche Protagonistin ihrer Bücher, Ermittlerin Elisa Fuchs, trägt klar ihre eigenen Züge.

Mein Mann hat es gerne etwas positiver, aber ganz ehrlich: tot ist tot.
Barbara Stewen

Der Tod ihres Bruders hinterließ Fragen, die nicht geklärt werden konnten, Geheimnisse und Ungereimtheiten. Zwei Jahre versuchte Barbara Stewen zu verstehen und widmete sich dann dem Schreiben – vielleicht, um zu verarbeiten, vielleicht, um neue Perspektiven zu gestalten. Kriminalromane sollten es sein, die die Abgründe der menschlichen Seele offenbaren, die Geschichten über Sterben und Tod erzählen. „Mein Mann hat es gerne etwas positiver“, unkt sie an diesem Abend in Thier, „aber ganz ehrlich: tot ist tot“.

Und tot ist sie schließlich: Eva Pawlowski liegt in einer riesigen Blutlache, umgeben von zertretenen Puppengesichtern und Federn – unweigerlich fühlt sich der geneigte Leser an ein Stillleben erinnert, an eine morbide Szene. Einer der ersten am Tatort in Gelsenkirchen ist Max Teufel, später wird seine Kollegin Elisa Fuchs dazustoßen.

Im Bergischen verschwindet kurz darauf ein kleines Mädchen. Wie diese beiden Ereignisse zusammenhängen, bleibt an diesem Abend in Thier offen und animiert die Zuhörerinnen und Zuhörer dazu, die dicht gewebte Story selbst zu lesen, selbst zu erleben, die gewaltigen Stimmungsbilder mit eigenen Augen aufzunehmen. Den Betrachter, die Leserin, mitzunehmen in ihre Welt, das ist Barbara Stewens Kunstverständnis. Malerei wie Literatur, gleichermaßen ist es die Kraft der Farben, der Worte, die in den Plot hineinzieht.

Und auch der aktuellste Roman „Fremde Schwester“ hat es dann wieder in sich. Teufel und Fuchs sind sich näher gekommen – das ist der Rahmen, die persönliche Story hinter dem eigentlichen Kriminalfall. Es geht um einen Cold Case, um die Nachkriegszeit, um traumatisches Erinnern und Vergessen, einen alten Bauernhof, ein Skelett.

Ermittlerduo wirkt vertraut

Aus allem komponiert Barbara Stewen erneut eine spannende Geschichte, die nach Aufklärung ruft und wieder mit starken Bildern arbeitet. Und wieder verarbeitet sie, die selbst auf einem Hof im Münsterland aufgewachsen ist, Biografisches in ihrem Roman. Das Ermittlerduo ist einem inzwischen schon vertraut wie zwei gute alte Bekannte. Der Spannungsbogen der eigentlichen Geschichte wird auch dieses Mal straff gezogen. Ein Fest für Krimifans von Handlungen mit regionalem Bezug.

Rundschau abonnieren