AusbildungSieben Firmen aus Reichshof gehen gemeinsam in die Offensive um Nachwuchs

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Eine Frau mit Kittel hält in einem Labor eine Kiste mit Probenröhrechen in der Hand.

Bei Laborunion befindet sich Aleyna Cetinkaya aktuell in der Ausbildung zur Medizinischen Technologin im Bereich Laboratoriumsanalytik (MTA).

„Meet us“ heißt die Veranstaltung, an der sich am Samstag sieben Unternehmen aus Reichshof-Wehnrath beteiligt haben.

Die Türen im Industriegebiet in Reichshof-Wehnrath stehen an diesem Samstag weit offen. Um 12 Uhr ist es bei Bühler ziemlich voll. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher – jung und alt – schauen sich neugierig in den großen Hallen des Lebensmittelherstellers um. Auszubildender Louis Wiebe (19) präsentiert stolz einen kleinen Roboter mit Greifarm, den einer der Azubis selbst programmiert hat.

Auf Handsignal fährt der Roboter langsam zu einem Schokoriegel hinab, greift diesen und legt ihn anschließend in der Hand von Wiebe ab. Besonders die jüngeren Besucher finden das klasse und dürfen die Technik auch selbst testen. Louis Wiebe befindet sich bei der Firma Bühler im ersten Ausbildungsjahr als Mechatroniker und schätzt vor allem das abwechslungsreiche und strukturierte Arbeitsumfeld.

Blick hinter die Kulissen der Unternehmen in Reichshof

„Meet us“ heißt die Veranstaltung, an der sich am Samstag von 9 und 16 Uhr sieben Unternehmen aus Wehnrath beteiligen, darunter neben Bühler auch Bahama, Heatsystems, Die Johns, Laborunion, Münker Metallprofile und Biegetechnik Veller. Bei dem gemeinsamen Tag der offenen Tür wollen sie   in die Offensive gehen, ihre Unternehmen vorstellen, einen Blick hinter die Kulissen gewähren und vor allem um Auszubildende werben.

Denn Nachwuchs zu bekommen, ist nicht so einfach, berichtet Alexander Keil, Geschäftsführer von Laborunion. Insgesamt neun Auszubildende arbeiten dort, vier von ihnen im Labor. Sie werden als Medizinische Technologen im Bereich der Laboratoriumsanalytik (kurz: MTA) ausgebildet.

Eine junge Frau schaut in ein Mikroskop.

Beim Tag der offenen Tür zeigt Elea Hupertz ihre Arbeit bei Laborunion.

„Wir haben hier den regionalen Nachteil. Das Industriegebiet in Wehnrath zu erreichen, ist schwierig, es fehlt der öffentliche Personennahverkehr. Unsere Auszubildenden sind auf einen Führerschein und ein Auto angewiesen. Das macht die Suche natürlich schwieriger“, berichtet er in Anwesenheit von Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies, der an diesem Morgen ebenfalls nach Wehnrath gekommen ist und die Unternehmen besucht. Mit dabei ist auch Sven Krumpholz, seit dem 1. Januar neuer Wirtschaftsförderer der Gemeinde.

„Wir sind deswegen schon länger mit der Ovag im Gespräch. Der aktuelle Personalmangel bei den Busfahrern und laufende Pilotprojekte der Ovag im oberbergischen Nordkreis machen es aber nicht leichter. Eine schnelle Lösung werden wir diesbezüglich wohl nicht finden“, meint Gennies, versichert aber: „Wir bleiben am Ball.“ Denkbar seien beispielsweise auch andere Fahrmodelle wie Monti oder eine Mitfahrerbörse der Unternehmen selbst, die allein im Industriegebiet in Wehnrath insgesamt 1650 Beschäftigte zählen, so der Bürgermeister.

Bei der Firma Bühler beantworten Celine Tellesch, Auszubildende Technische Produktdesignerin, Personalleiter Hendrik Bastert und Süßwarentechnologin Jana Liel Ottinger die Fragen der Besucher.

Bei der Firma Bühler beantworten derweil Celine Tellesch, Auszubildende Technische Produktdesignerin, Personalleiter Hendrik Bastert und Süßwarentechnologin Jana Liel Ottinger (u.l., v.l.) die Fragen der Besucher.

Wie viel die Unternehmen dort zu bieten haben, wird in den vielen Gesprächen am Tag der offenen Tür schnell deutlich. „Was den Automatisierungs- und Technikgrad angeht, sind wir unter den Top 10 der Unternehmen in ganz Deutschland“, berichtet Alexander Keil von Laborunion und präsentiert den Besucherinnen und Besuchern die langen Automatisierungsstraßen des Unternehmens, die teilweise durch Künstliche Intelligenz (KI) gesteuert werden.

Proben können bei Laborunion somit sehr schnell ausgewertet werden. „Die Schnelligkeit, die wir hier drinnen schaffen, verlieren wir allerdings draußen auf den Straßen“, bedauert Keil mit Blick auf die zahlreichen Sperrungen und Baustellen auf den Autobahnen.

Drohnen sollen künftig Laborproben zu Laborunion in Reichshof fliegen

Eine Lösung ist jedoch in Sicht. Drohnen sollen künftig Laborproben von den verschiedenen Depots in Bergisch Gladbach, im Westerwald, in Siegen und Köln nach Reichshof fliegen und somit den lästigen Stau auf den Autobahnen umgehen. Derzeit laufe noch das Genehmigungsverfahren, berichtet Keil weiter und hofft auf einen ersten Testlauf im Februar. Nach und nach soll das ganze dann ausgeweitet werden, sodass eine Drohne, die zudem mit Temperaturreglern zur Kühlung ausgestattet ist, bis zu 2000 Proben fliegen könnte. Von dem Vorhaben zeigt sich auch der Bürgermeister Gennies beeindruckt.

Bei der Firma Bühler setzt man derweil auf Schiffe, berichtet Personalleiter Hendrik Bastert. Denn von Wehnrath aus werden die Maschinen für die Herstellung von schokoladigen Produkten mit Seecontainern in die gesamte Welt versendet. 20 Auszubildende arbeiten aktuell bei Bühler – unter anderem Mechatroniker, Elektroniker für Betriebs- oder Automatisierungstechnik, Logistiker und Produktdesigner. Viele von ihnen stehen kurz vor ihren Abschlussprüfungen.

Für eine Ausbildung als Industriemechaniker interessiert sich der 14-jährige Jonas aus Reichshof. Er nutzt den Tag der offenen Tür, um sich bei Bühler umzuschauen und über die Angebote des Unternehmens zu informieren. „Wir haben einen guten Eindruck von der Arbeit bekommen. Es ist wirklich interessant, was hier gemacht wird“, zeigt sich auch Vater Waldemar Hübner beeindruckt. Später möchte die Familie auch bei der Firma Münker vorbeischauen.

Personalleiter Hendrik Bastert erklärt wenige Meter weiter derweil den Sondermaschinenbau bei Bühler. Er erläutert die Kühl- und Fördertechnik sowie die Gießtechnik und zeigt, wie Pralinen oder Schokotafeln in Form gegossen werden. „Wir sind natürlich Mitarbeiterbindungsstark, wenn es darum geht, ab und zu Schokolade auszugeben“, verrät er schmunzelnd.

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