Im Zug durch EuropaDrei Nümbrechterinnen reisen sechs Wochen mit Interrail-Ticket

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Sechs Wochen waren die drei Freundinnen aus Nümbrecht unterwegs.

Nümbrecht – Elf Städte, sieben Länder, sechs Wochen – 70 Stunden reine Fahrzeit. Die drei Nümbrechterinnen Sabrina Heinrichs, Anna Meißner und Lena Kaufmann reisten mit dem Zug über 3500 Kilometer quer durch Europa. Möglich machte es das Interrail-Ticket.

Die Idee dazu hatte Sabrina Heinrichs. Ihre älteren Geschwister hatten ihr von dieser Art des Reisens vorgeschwärmt. Seit Jahrzehnten nutzen vor allem junge Leute das Ticket, das für 33 europäische Länder gilt.

Die aufwendige Reiseplanung begann schon früh

Die Reiseplanung begann sehr früh, da die drei Freundinnen bereits im vergangenen Jahr den Blackfriday nutzten, um ihre Tickets günstiger zu kaufen. Für den Trip durch Europa wählten sie die Sommermonate, in denen die Studentinnen Sabrina Heinrichs und Lena Kaufmann Semesterferien haben. Anna Meißner, die als Bürofachkraft in einem Elektrounternehmen arbeitet, baute mit Blick auf die Reise viele Überstunden auf. Die Wahl ihrer Strecke fiel den Dreien sehr leicht. „Wir wollten Orte besuchen, in denen man normalerweise keinen Urlaub macht, wie in Italien oder Spanien“, erklärt Anna Meißner.

Zu zweit starteten Heinrichs und Meißner , die Handball beim SSV Nümbrecht spielen, am 18. Juli mit dem Auto nach Österreich. Sabrina Heinrichs Mutter wollte in Schladming Urlaub machen und nahm die beiden mit. Mit dem Abenteuer ging es zwei Tage später in Wien richtig los. Dort klapperten die Freundinnen alle bekannten Sehenswürdigkeiten ab und stiegen in den Zug nach Bratislava. Von dort aus führte die Reise über Ljubljana, der Hauptstadt von Slowenien, bis nach Split.

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Über 3500 Kilometer quer durch Europa reisten (v.l.) Sabrina Heinrichs, Lena Kaufmann und Anna Meißner.

In der kroatischen Hafenstadt besuchten sie Freunde, bei denen sie übernachteten. Anschließend zogen die beiden 23-Jährigen in ein Hostel außerhalb von Split und verbrachten dort eine Woche am Meer. Sie probierten Standup-Paddling und unternahmen eine Speedboot-Tour entlang der Küste. „Es war schon eine große Überwindung vom Boot aus ins blaue Meer zu springen“, erzählt Anna Meißner. Wenn sie an ihre Reise zurückdenken, war es für sie die schönste Station.

Weiter fuhren sie über Kroatiens Hauptstadt Zagreb ins ungarische Budapest. Hier stieß Lena Kaufmann dazu und alle drei fanden sich im hektischen Stadtleben der ungarischen Hauptstadt wieder. „Wie muss das wohl sein, wenn man nach New York kommt“, beschreibt Anna Meißner die Gedanken der Drei. Einmal an die Hektik gewöhnt, gefiel den drei Nümbrechterinnen der Kontrast von Alt und Modern in Budapest.

Besuch des Musikfestivals Sziget in Ungarn

Außerdem genossen sie einen besonderen Luxus. Denn sie schliefen nicht wie sonst in einem Hostel, sondern sie mieteten sich ein kleines Apartment. Das hatten sie ganz für sich, nachdem sie sich zuvor die Zimmer meist mit anderen teilen mussten. Sie blieben eine Woche und besuchten das Musikfestival Sziget. Es war ihre erste Festivalerfahrung und sie waren begeistert: „Es macht Lust auf mehr.“

Die nächsten Stopps waren Sibiu (Hermannstadt) und Brașov (Kronstadt) in Rumänien. Die Städte hatten ihnen Bekannte empfohlen, die aus Rumänien kommen. Lena Kaufmann war von den vielen kleinen und bunten Häusern ganz hingerissen: „Es war sehr romantisch.“ Sabrina Heinrichs ergänzt: „Es hat seinen ganz eigenen Flair, das kenne ich aus Deutschland gar nicht.“

Unterwegs mit Interrail

Das Europa-Ticket

Mit dem Interrail-Ticket können verschiedene Fernzüge in 33 Ländern Europas genutzt werden. Die Pässe gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und Preisklassen. Dabei kommt es darauf an wie lange man unterwegs ist und wie viele Orte man während dieser Zeit sehen möchte. Die Pässe gelten meistens innerhalb eines Zeitraums, in dem eine bestimmte Anzahl an Tagen festgelegt ist, an denen man den Zug nutzen kann. In dem eignen Wohnsitzland sind die Tickets nur eingeschränkt nutzbar.

Kosten: Die Pässe kann jeder nutzen, der in Europa lebt. Die Preise für ein Ticket liegen zwischen 246 und 902 Euro in der Kategorie zweite Klasse. Ein-Länder-Pässe gibt es, je nach Land, bereits ab 80 Euro. Unter 27 Jahren und über 60 Jahren gibt es eine Ermäßigung. Kinder zwischen vier und elf Jahren können Interrail kostenlos nutzen. Das Startdatum ist frei wählbar, der Pass ist bis zu elf Monate nach Kauf gültig. Im Preis sind keine Sitzplatzreservierungen inbegriffen, sie müssen vor Ort gebucht werden.

Beispiel: Wenn man sich für den Pass „Zehn Tage innerhalb von zwei Monaten“ entscheidet kann man die zehn Tage, an denen man den Zug nutzt, in den zwei Monaten so verteilen wie man möchte. Dieses Ticket kostet für einen Jugendlichen zwischen zwölf und 27 Jahren, in der Kategorie zweite Klasse, 301 Euro.

Tipp: Am Blackfriday gibt es die Interrail-Pässe zehn Prozent günstiger. (lhe)

www.interrail.eu/de

Der nächste Zug brachte sie in die Hauptstadt Bukarest mit der riesigen Brunnenanlage am Unirii Square. Die letzte Station war Bulgarien. Direkt am schwarzen Meer ließen sie die Seele baumeln. Nachdem sie bisher immer selber gekocht hatten, gönnten sie sich zum Abschluss auch einige Restaurantbesuche. Über die Hauptstadt Sofia und Warschau brachte sie der Flieger wieder nach Hause zurück.

Das Reisen mit Interrail habe viele Vorteile, aber die drei würden das nächstes Mal lieber mit einem Van reisen. Oft gab es Probleme bei den Sitzplatzreservierungen und nicht alle Züge waren klimatisiert. Besonders die Nachtfahrt von Budapest nach Rumänien ließ nicht viel Raum für einen ruhigen Schlaf. Durch ständiges Halten des Zuges und den Passkontrollen, konnte man kaum ein Auge zu machen. Die jungen Frauen hatten hier auf das Bett im Zug verzichtet, da es sich sonst nicht gelohnt hätte, die Unterkunft zu sparen.

Austausch mit anderen Reisenden

Spaß gemacht habe, andere Reisende, die ebenfalls mit dem Ticket unterwegs waren, kennenzulernen, erzählen die drei Nümbrechterinnen. Dagegen seien die Einheimischen oft sehr reserviert gewesen, wenn man sie auf Englisch angesprochen hätten. „Rückblickend war es wirklich eine tolle Erfahrung“, sagt Sabrina Heinrichs.

2400 Euro hat sie insgesamt in den sechs Wochen inklusive Gepäck, Ticket und Flugkosten ausgegeben. Während ihrer Reise sei ihnen aber auch bewusst geworden, welchen Komfort sie zu Hause genießen. „Man kommt wirklich mit wenig aus und schätzt die Kleinigkeiten viel mehr“, erzählt Anna Meißner.

In ihre großen Rucksäcke hatten die Freundinnen Kleidung für ungefähr eine Woche gepackt. Damit musste unterwegs gewaschen werden. Was nicht fehlen durfte waren Gesellschaftsspiele, Desinfektionsmittel und ihre abwaschbaren Birkenstocks.

Sabrina Heinrichs betont zusätzlich: „Man lernt, wie gut es einem in Deutschland geht. Besonders in Rumänien konnte man den Kontrast zwischen Arm und Reich deutlich sehen.“ Lena Kaufmann fügte hinzu: „Wir konnten die Länder mal so richtig kennenlernen und dadurch das ein oder andere Vorurteil überwinden.“

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