SaisonstartKleinbahn im Freilichtmuseum Lindlar verlängert das Schienennetz

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Das Foto zeigt die Kleinbahn im Lindlarer Freilichmuseum.

Am Lokschuppen im Freilichtmuseum in Lindlar arbeiten die Ehrenamtler an dem Ausbau der Gleise sowie an Lokomotive und Technik.

Am Sonntag startet die Saison im LVR-Freilichtmuseum Lindlar. Dann fährt auch wieder die Kleinbahn. Im Jahr 2024 hat das Museum viel vor.

Es dauert etliche Versuche, bis der alte Deutz-Motor von 1948 laut pulsierend seine Arbeit aufnimmt. Die Startprozedur erfordert viel Erfahrung und erfolgt mit Kurbel, da die alte Lorenlok über keinerlei Elektrik verfügt. Sie ist eine von insgesamt vier Dieselloks, die auf der Schmalspurbahn im LVR-Freilichtmuseum Lindlar fahren. Zurzeit sind die Ehrenamtler vom Förderverein des Freilichtmuseums dabei, die 800 Meter lange Strecke, die bisher die beiden Lokschuppen verbindet, zu erweitern. 

Rund 200 Meter neue Schienen werden verlegt. Die Bahnstrecke soll künftig bis zum Steinbruch führen.„Dort wird eine Drehscheibe montiert, auf der die Loks und die Loren von Hand gedreht werden können“, berichtet Reiner Eschbach, Mitglied des Organisationsteams Steinbruchbahn. Die Hobby-Eisenbahner, bei denen es einige Fachleute aus verschiedenen Branchen gibt, treffen sich einmal im Monat und reparieren die alte Technik, besorgen Teile oder bauen am Schuppen oder an der Erweiterung der Bahn.

Unter dem Dach des Fördervereins

Hinter dem Lokschuppen sollen vier Abstellgleise entstehen, damit die Loren geparkt werden können. Auch eine Überdachung ist geplant, um das historische Material besser vor den Witterungseinflüssen zu schützen. Viele Teile der Lindlarer Kleinbahn stammen von früheren Torfbahnen aus dem Emsland, aber manchmal werde man auch im Internet fündig, sagt Eschbach. Wer die Bahn live im Fahrbetrieb erleben will, hat am Sonntag von 10 bis 16 Uhr dazu die Gelegenheit.

Die Eisenbahn-Ehrenamtler arbeiten unter dem Dach des Museums-Fördervereins. „Wir haben aktuell 1660 zahlende Mitglieder“, freut sich Geschäftsführer Werner Hütt, zählt man die Familienmitglieder mit, sind es über 3000. Ehrenamtlich arbeiten auch die Gartenpaten des Museums und das Personal des Zitsch-Büdchens , wo sich Museumsbesucher mit Kaffee und Fassbrause stärken können.

Knapp 100.000 Besucher im vergangenen Jahr

„Wir hatten im vergangenen Jahr knapp 100.000 Besucher“, sagt Museumsleiter Michael Kamp. Eine Zahl, die nur rund fünf Prozent aller deutschen Museen erreichen würde. Die ökologischen Seminare seien zu 90 Prozent ausgelastet. Doch nicht die Zahlen, sondern die pädagogische Arbeit ist dem Museumsteam besonders wichtig „Mit einem Open-Air-Festival könnten wir Tausende von Besuchern anlocken, aber was würde uns das inhaltlich bringen?“, fragt der Museumsleiter rhetorisch.

Neben den traditionellen Großveranstaltungen wie etwa Tierkindertag, dem Gartenmarkt und dem Techniktag „Auf Achse“ organisiert das Museum 2024 mit „Nadel, Stoff und Faden“ im Juni wieder einen Textiltag. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der nachhaltigen Nutzung von Bekleidung. Zu den Höhepunkten zählt sicher auch die Mitmach-Theateraufführung „Wir sind Faust“ der Gruppe „LandBlattGold“ am 30. Mai.

Forschungen zur Baugeschichte

Auch auf den Baustellen des Museums tut sich einiges. Das Kleinsthaus „Hilden 2“ soll dieses Jahr eröffnet werden. Gute Fortschritte machen die Arbeiten am ehemaligen Hofhaus aus Radevormwald, das den Ehrenamtlern des Museums künftig als Anlaufstelle und Treff dienen soll — möglichst ab Spätherbst 2024. Das älteste Gebäude des Museums, Haus Schürfelde aus Meinerzhagen, lässt sich bis ins Jahr 1577 zurückdatieren. Das Gebäude vom Typ „Westfälisches Hallenhaus“ soll 2024 baulich fertiggestellt werden. Mittelfristig sind dort mehrere Ausstellungsbereiche vorgesehen, zur Arbeit im Museum, aber auch zur Ideologiegeschichte.

Wichtig ist Museumsleiter Michael Kamp und seinem Team auch die historische Forschung. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte von seriell gefertigten Gebäuden. Dazu zählt eine ehemalige Kaserne aus Wellblech, die bis vor kurzem in Neunkirchen im Siegerland stand und jetzt in Lindlar wieder neu aufgebaut werden soll.

Michael Kamp weiß, dass Wellblechgebäude im Museum nicht nur Begeisterung hervorrufen, weil sie sich einer nostalgischen Verklärung der Geschichte widersetzen und zum Nachdenken anregen. „Wir wollen Irritationen hervorrufen“, erklärt der Museumsleiter. Dazu zählt auch die weitere Aufarbeitung der NS-Geschichte. Eine Vortragsserie, die hierzu im November 2023 in der Museumsherberge stattfand, stieß auf großes Interesse und soll im Herbst 2024 fortgeführt werden. 


Saisonstart im LVR-Freilichtmuseum Lindlar

Das LVR-Freilichtmuseum Lindlar startet am Sonntag, 24. März, 10 bis 18 Uhr, in die die Saison. In den historischen Werkstätten können die Besucher Schmied, Sattler, Weber und Seiler zuschauen, es wird gekocht und gebacken. Kinder können unter Anleitung Nistkästen bauen, es gibt Bogenschießen und Dosenwerfen. Die Steinbruchbahn fährt zwischen 10 und 16 Uhr. Der Nordeingang ist geöffnet. Erwachsene zahlen 9 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 haben freien Eintritt. 

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