Vergessene OrteOberbergs „Lost Places“-Fotografen eröffnen Ausstellung in Lindlar

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer stehen in einem alten Fabrikgebäude.

Als „OBK-Urbexer“ sind Oliver Müller (l.) und Alexander Kurtsiefer seit 2013 gemeinsam auf Tour. Dieses Selfie mit der Drohne entstand in einem ehemaligen Flugzeughangar nahe Berlin.

Für Oliver Müller aus Lindlar und Alexander Kurtsiefer aus Engelskirchen ist es die erste gemeinsame Ausstellung.

An die Sache mit dem T-Shirt dürfte sich Oliver Müller aus Lindlar-Bolzenbach noch gut erinnern. Ganz zu Beginn ihrer Zusammenarbeit entdeckten Müller und sein Engelskirchener Kumpel Alexander Kurtsiefer im Internet einen Stoff, auf den ein zu dem Duo ausgezeichnet passender Spruch gedruckt war: „Lege dich nie mit einem Fotografen an – die kennen Plätze, da findet dich garantiert niemand.“

20 Großformate warten in der Ausstellung in Lindlar

Am heutigen Freitag um 10 Uhr eröffnen Müller (54 ) und Kurtsiefer (49), die in der Szene der Ruinen-Fotografen als „OBK-Urbexer“ unterwegs sind, im Foyer des Lindlarer Rathauses ihre erste gemeinsame Ausstellung. Anhand von 20 Bildern – jeder Fotograf hat zehn besonders sehenswerte Motive herausgesucht – bekommt das Publikum zumindest einen groben Eindruck von den Katakomben, Kanalisationen und halbverfallenen Bauten, die die beiden seit zehn Jahren bundesweit und darüber hinaus vor die Linse nehmen.

Bereits am Dienstagabend bauten Müller und Kurtsiefer ihre Galerie testweise an der Borromäusstraße auf. Dabei habe sich die Entscheidung für Großformate als richtig erwiesen, berichtet Müller. „Auf dem begrenzten Platz hätten wir eine ganze Menge Motive zeigen können, dann in kleineren Ausdrucken. In der großen Dimension transportieren die Fotos die Atmosphäre der verlassenen Orte aber viel besser“, erklärt der Lindlarer.

Hier der Lindlarer Fotograf, dort der Geocaching-Fan aus Engelskirchen

2013 taten sich Oliver Müller und Alexander Kurtsiefer zum ersten Mal zusammen. Hier der Lindlarer Fotograf, dort der Geocaching-Fan aus Engelskirchen. Spontan ging es gen Norden, in Lübeck erkundeten sie die früheren Hallen einer Großfleischerei. Für beide Oberberger war das Stöbern zwischen ausrangierten Knochensägen allerdings nicht ihr erster Besuch in einer Industriebrache.

Müller etwa entdeckte seine Passion für verlassene Orte einst direkt vor der Haustür, in den Fabrik-Ruinen im Lambachtal zwischen Wahlscheid und Oesinghausen. Schon die 2013er-Tour verlief dann so, wie es seither jährliche Tradition bei Müller und Kurtsiefer ist: Irgendetwas geht schief, man fährt Umwege und zum Schluss landet das Duo aus Oberberg durch Glück und Zufall in einer einzigartigen Kulisse, die bei Tourbeginn noch völlig unbekannt war.

In der großen Dimension transportieren die Fotos die Atmosphäre der verlassenen Orte viel besser.
Oliver Müller, Ruinen-Fotograf aus

Beim ersten Trip etwa trieb es Müller und Kurtsiefer immer weiter nach Osten, weil in Lübeck und Umgebung kein Hotel zu bekommen war. Die beiden erreichten schließlich Rügen – und damit das einst im Größenwahn der Nazis errichtete Seebad Prora, dessen Betonfassade inzwischen allmählich dem Meeresklima nachgibt. Überhaupt haben die „OBK-Urbexer“ – Urbexer steht für Urban-Exploration, also Stadterkundung – viele ihrer Aufnahmen im Osten einfangen können.

Mal setzen sie eine frühere sowjetische Kaserne inklusive Übungspanzer ins rechte Licht, mal einen Autofriedhof, dann ein ausrangiertes Schwimmbad oder das verwaiste Ausbildungszentrum der DDR-Volkspolizei. Hier wie dort galt und gilt bei den Beiden„Wir machen nichts kaputt und brechen nichts auf. In allen Fällen beschäftigt sich der Kopf aber mit den Menschen, die einmal an solchen Orten lebten und arbeiteten“, erklärt Müller.

Nachdem die gemeinsame Ausstellung in trockenen Tüchern war, sortierten beide Fotografen ihre Archive durch und markierten ihre Favoriten. „Da kamen wir auf etwa 130 Bilder, wir mussten also noch einmal ran und uns wirklich entscheiden“, sagt Oliver Müller mit einem Lachen und verrät zugleich, dass er durchaus ein bisschen Lampenfieber vor der Vernissage hat. „Dabei sind wir doch gar keine Künstler. Wir wollen einfach nur unsere Bilder zeigen und sind sehr dankbar, dass das nun im Rathaus funktioniert.“ 

Die Ausstellung „Lost Places im anderen Licht“ ist im März zu den Öffnungszeiten der Verwaltung im Foyer des Lindlarer Rathauses, Borromäusstraße 1, zu sehen. Eindrücke von den Touren der Fotografen gibt es online. www.obk-urbexer.de

Rundschau abonnieren