InterviewEvangelischer Kirchenkreis beschäftigt in Oberberg eine eigene Architektin

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Eine Frau sitzt am Tisch vor einer Planzeichnung.

Die Kirche soll im Dorf bleiben, aber viele gemeindliche Gebäude stehen auf dem Prüfstand. Mit Susanne Schneider-Jacobs steht den Kirchengemeinden nun eine Expertin zur Seite, die bei der Bedarfsplanung hilft.

Susanne Schneider-Jacobs ist die neue Architektin des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger. Sie soll den Gebäudebestand zukunftsfähig machen.

Der Evangelische Kirchenkreis An der Agger hat neuerdings eine eigene Architektin. Susanne Schneider-Jacobs soll den Gemeinden dabei helfen, ihren Gebäudebestand zukunftsfähig zu machen. Katja Pohl sprach mit der Waldbrölerin über Sanierungen, Umnutzungen – und Abrisse.

Was ist aktuell an Maßnahmen geplant und welche Kirchengemeinden sind betroffen?

Susanne Schneider-Jacobs: In jeder Kirchengemeinde gibt es Maßnahmen und Planungen, angefangen vom Neubau eines Kindergartens zum Beispiel in Waldbröl, der Sanierung des Kirchturms in Gummersbach bis hin zum Reinigen und Sanieren von Orgeln und Wandgemälden in einigen anderen Gemeinden. Der An- und Verkauf von Gebäuden, Anbauten und Nutzungsänderungen aber vor allem Instandhaltungsmaßnahmen gehört zum breiten Spektrum der Bauvorhaben im Kirchenkreis.

Wie viele Gebäude kann sich die Kirche noch leisten?

Bis 2027 ist jede Kirchengemeinde verpflichtet, eine Gebäudebedarfsplanung vorzuhalten, die festlegt, welche Gebäude sie benötigt und mittel- und langfristig finanzieren kann, um diese dann treibhausgasneutral zu ertüchtigen. Dabei sind die regionalen Gesichtspunkte und Kooperationsmöglichkeiten einzubeziehen. Dieser Planung liegen umfassende Betrachtungen zugrunde. Mit der Aufgabe eines kirchlichen Gebäudes geht immer auch ein Stück Identitätsverlust einher. Diese Gebäude haben einen hohen symbolischen Wert für die Bevölkerung. Keine Gemeinde trennt sich leichtfertig von ihren Gebäuden oder Grundstücken.

Wie geht es Ihnen damit, dass heute mehr und mehr Kirchengebäude entwidmet und anders genutzt werden?

Die Umnutzung von Gebäuden gehört zu einer lebendigen Auseinandersetzung mit unserer gebauten Umwelt. Daher sollte jedes neu errichtete Gebäude den Anforderungen auch zukünftiger Generationen gerecht werden können. Ich persönlich bin eher keine Freundin von Abriss. Jede Art von kluger Weiternutzung ist aktiver Umweltschutz. Denn mit Blick auf die Veränderung des Klimas, sollten wir den Einsatz von knapper werdenden Baumaterialien bei Neubauten gut überdenken.

Was ist das Besondere an der Kirchbauplanung, was gilt es zu beachten?

In den Gemeinden arbeiten ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf hohem Niveau. Hier wird vor Ort aktive Denkmalpflege gelebt, mit großer Sorgfalt werden die Veränderungen am Gebäude, den Malereien und Ausgestaltungen beobachtet und bei Dringlichkeit gehandelt. Ihnen arbeite ich zu, wenn Fragen bestehen oder ein Austausch gewünscht ist. Das wertschätzende Miteinander ist wirklich auffallend. Genaues Zuhören und Fragen stellen, liegt mir sehr. Hier ist man froh über die Gedanken, Planungen, Ideen und Hinweise. Und manchmal darf es sogar etwas versponnen sein. Das große Ganze umfassend zu betrachten, quer zu denken und nicht konform, damit die Zukunft der Gemeinden gestaltet werden kann, das wird das Besondere sein. Ich bin dankbar für diese Chance.

Sind Sie also nun die zuständige Baukirchmeisterin?

Nein, Baukirchmeister beziehungsweise Baukirchmeisterinnen sind Mitglieder des Presbyteriums und ehrenamtlich tätig.


In Oberberg gibt es 36 evangelische Kirchen

Einstimmig hatte die Kreissynode die Stelle eines Mitarbeiters aus dem Bereich Architektur, Bauingenieurwesen oder Bautechnik auf der Herbstsynode beschlossen. „Mit Susanne Schneider-Jacobs übernimmt nun ein Profi Aufgaben in den Kirchengemeinden, die bisher von ehrenamtlichen Gemeindegliedern erfüllt wurden“, teilt der Evangelische Kirchenkreis An der Agger mit.

Der Bedarf sei deutlich, betont der Kirchenkreis: Die Kirchengemeinden mit ihren insgesamt 36 Kirchen, 52 Gemeindehäusern und 18 Kindertagesstätten stehen vor großen Herausforderungen. Bis zum Jahr 2027 müssen die Kirchengemeinden Gebäudebedarfsplanungen erstellen. Dabei soll Architektin Susanne Schneider-Jacobs die Presbyterien unterstützen. Von einigen Gebäuden werden sich die Kirchengemeinden künftig trennen müssen.

Zuletzt entwidmete die Kirchengemeinde Klaswipper bei Wipperfürth ihr Gemeindehaus in Kupferberg. Die Gebäude, die erhalten bleiben, müssen in den kommenden elf Jahren energetisch saniert werden: Bis 2035 will die Evangelische Kirche im Rheinland treibhausgasneutral werden.

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