Burg Odenhausen in Wachtberg2000 Unterschriften sollen Schutzschirm sein

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Unterschriften zum Erhalt der Burg Odenhausen übergibt Petra Vieten an  Bürgermeister Jörg Schmidt.

Unterschriften zum Erhalt der Burg Odenhausen übergibt Petra Vieten an Bürgermeister Jörg Schmidt.

2000 Unterschriften sollen Schutzschirm für Burg Odenhausen am Ortsrand von Berkum sein. Die Besitzer der denkmalgeschützten Wasserburg fürchten, dass ihr Zuhause beim Bau von 100 neuen Häusern nebenan einstürzen könnte.

Die Besitzer der Burg Odenhausen im Rand des Wachtberger Hauptortes Berkum sind nicht alleine mit ihrer Angst um eine Bedrohung der Wasserburg durch Neubaugebiete in der Nachbarschaft. 2000 Menschen haben unterschrieben, ein Initiativkreis „Freunde der Burg“ teilt die Bedenken. Die Burgbesitzer Petra und Wolfgang Vieten brachten die Unterschriftenlisten nun ins Rathaus und übergab sie an Bürgermeister Jörg Schmidt.

„Als wir vor 20 Jahren die Burg gekauft haben, waren wir begeistert von der Immobilie, der Landschaft und den Blicken, die sich auf das Siebengebirge erschließen“, gab Petra Vieten bekannt. Dank des Denkmalschützers Dr. Harald Herzog beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege, den sie liebevoll „Burgenpapst“ nennt, habe sie damals sehr viel über das Denkmal gelernt: „Wir sind uns der Verantwortung für den Erhalt der Burg bewusst und haben schon sehr viel Geld in das Gebäude und Garten investiert, sei es für die Dachsanierung, Bausubstanz, Heizung, Parkanlage und vieles mehr. Wir wollen sicherstellen, dass die Burg auch für die nachfolgenden Generationen erhalten bleibt.“

Sorge vor zu großer Nähe zur Burg

Wegen der Befürchtung, dass die Baupläne der Gemeinde der Burg zu nahe kommen und ihr das Wasser abgraben, warf Petra Vieten der Gemeinde vor, „das Überleben der Burg Odenhausen zu gefährden“. Die Vietens haben Wachtberger Bürger befragt, wie sie zu der Bebauung stehen. Die Ablehnung sei nun mit den Unterschriften dokumentiert, nicht bloß ihre Familie habe Sorge, dass die Burg einstürzen könnte. Sie lud Schmidt bei dieser Gelegenheit zu den nächsten Burgfesten ein, die am 9. Juni und am 1. September stattfinden sollen, um sich dort den Fragen der Bürger zu stellen.

Dr. Uwe Riecken vom Arbeitskreis Voreifel des BUND im Rhein-Sieg-Kreis berät die Burgbesitzer in Sachen Naturschutz und Ökologie. Riecken fürchtet, dass das Neubaugebiet „Burggarten“ im „quelligen Hang“ den Wasserhaushalt störe, was sich bei Starkregen sowie bei Trockenheit fatale Folgen haben könne. Gemäß der Ziele von Bund und Land sei mit unbebauter Fläche sparsam umzugehen, betonte Riecken und argwöhnte, die Gemeinde tue das Gegenteil. Die geplante urbane Bebauung schädigt laut Riecken zudem das Landschaftsbild unterhalb des Wachtbergs, der der Gemeinde den Namen gebe. Riecken: „Wir fragen uns: Was wird aus der Toskana des Rheinlands? Schließlich wird der Landwirtschaft wertvoller Ackerboden entzogen, was ebenfalls nicht mehr zeitgemäß ist.“

Hinter einem Wassergraben liegt am Rande von Berkum Burg Odenhausen

Hinter einem Wassergraben liegt am Rande von Berkum Burg Odenhausen

Klaus Huse aus Birresdorf, der in Wachtberg lange Wirtschaftsförderer war, erläuterte, warum er damals mit der Rhein-Voreifel-Touristik einen Beitrag dazu geleistet habe, dass die Familie Vieten in den Besitz der Burg kam: Sie habe die Burg aufwendig und mit viel Herzblut saniert und erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nie zuvor habe es Burgführungen oder gar Möglichkeiten gegeben, die Außenanlagen an allen Tagen im Jahr besichtigen zu können. Huse spricht von einem „einzigartigen Denkmal“: Baudenkmäler dieser Art bräuchten Raum, um ihre Einmaligkeit zu wahren und zu schützen: „In der Fachsprache reden hier vom Distanzraum.“ Dieser Distanzraum ist nach Rundschauinformationen durch die Obere Denkmalbehörde seit langem festgeschrieben. Huse empfiehlt, eine  „Denkmalbereichssatzung“ anzustreben: „Zu keiner Zeit hätten wir uns vorstellen können, dieses Juwel mit einer derart massiven Wohnbebauung zu attackieren. Ein absoluter Tabubruch, leider von der Mehrheit des Rates getragen.“ Seiner Meinung nach lehnt die Wachtberger Verwaltung leichter umzusetzende Bauflächen, etwa am unteren Stumpeberg sowie zwischen Fraunhofer und der Landstraße nach Meckenheim „mit fadenscheinigen Argumenten“ ab.

Der Initiativkreis „Freunde der Burg“ hatte sich jüngst erstmals in diesem Jahr getroffen und dabei eine Leitungsgruppe benannt, zu der Dr. Uwe Rieken, Herwart Weinrich, Sabine Killmann, Dr. Christof Siefahrt und auch Ulf Hausmanns aus Villip gehören. Hausmanns sieht „den Erhalt des historischen Erbes als gesellschaftliche Aufgabe“ und erklärte: „Die Burg am Berg und ihr Umfeld sind keine Spielwiese für ein ‚urbanes Wachtberg‘.“ Er kritisiert vor allem die Wachtberger Grünen, deren jüngste Stellungnahme zu dem Bauvorhaben „Brunnegarten“ sich wie eine Hochglanz-Werbebroschüre im Sinne der 100 neuen Wohnungen lese und mit der Bemerkung, die Burg liege hinter Bäumen, den denkmalpflegerisch festgeschriebenen Distanzraum vom Tisch zu wischen versuche. Hausmanns vermisst ein unabhängiges hydrologisches Gutachten zur Standsicherheit der Burg und ist der Meinung, dem Investor seien auch die Kosten für eine anzupassende Infrastruktur, etwa einen Kindergarten, aufzubürden.

Der Wachtberger Bürgermeister Jörg Schmidt kommentierte die Unterschriftenaktion so: „Es ist nie die Absicht gewesen, die Burg in ihrem Bestand zu gefährden.“ Der Einwand zum Schutz und Erhalt der ländlichen Schätze sei nachvollziehbar. Schmidt: „Ich meine es mit offenem Herzen, dass mir an unserer schönen und einzigartigen Landschaft gelegen ist.“ Er betonte, es werde keine Baumaßnahme geben, ohne zuvor neue Gutachten eingeholt zu haben. Nach einem Gutachten von 2013 sei  die Versorgung der Wasserburg durch die Quellen nicht infrage gestellt. Weitere Gutachten sollen, so Schmidt, beim Fortschreiten der Planungen aber aktuelle Daten bringen. Letztlich sei es die Entscheidung des Rates, ob eine Bebauung durchgeführt werden könne. 

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