Nach FlutkatastropheOrbachleuchten in Swisttal-Odendorf soll Bach positiv besetzen

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Der Orbach in Swisttal wird mit Lichtern zum Leuchten gebracht.

Am 14. Januar findet zweieinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe in Odendorf das dritte Orbachleuchten statt.

Am Halbjahrestag der Flutkatastrophe, am 14. Januar, soll mit dem Orbachleuchten an das Ereignis erinnert werden. Es soll Hoffnung geben.

„Jeder bei uns im Dorf war in irgendeiner Form von der Flutkatastrophe vom Sommer 2021 betroffen, wir brauchen uns immer noch, denn immer wieder kommen die Emotionen hoch“, erzählt Ilona Wehrmann der Bonner Rundschau. Auch sie hatte mit den Folgen des Hochwassers vom 14. auf den 15. Juli 2021 zu kämpfen, doch andere habe es mehr getroffen, schildert sie. Sie musste ein paar Eimer aus ihrem Keller schippen, das wäre es dann auch schon gewesen, sagt die Odendorferin.

Flut zeigte die „hässliche Seite des Orbachs“

Ein Bild der Verwüstung zeigte sich im Juli 2021 in vielen Straßen Odendorfs.

Ein Bild der Verwüstung zeigte sich im Juli 2021 in vielen Straßen Odendorfs.

Vor allem der kleine Orbach, der die Wassermassen durch das Starkregenereignis nicht mehr halten konnte, überflutete angrenzende Häuser und Straßen und brachte viel Leid über die Bevölkerung. Dies sei die „hässliche Seite des Orbachs“ gewesen, berichtet Ilona Wehrmann, doch sie wollte den Bachlauf neu und wieder positiver besetzen.

Deswegen organisierte Wehrmann ein halbes Jahr nach der Flut, im Januar 2022, zum ersten Mal das Orbachleuchten. Auch in diesem Jahr, am 14. Januar, wird Ilona Wehrmann wieder mit einigen Helfern rund 80 Fackeln im Bett des Orbaches aufstellen, anzünden und stimmungsvoll zum Leuchten bringen. Das Datum ist bewusst gewählt: Das Orbachleuchten findet stets am 14. Januar, dem Halbjahrestag der Flutkatastrophe statt.

In den vergangenen Wochen hat Wehrmann dafür Klopapierrollen in Wachs getränkt und jeweils eine Kerze hineingestellt: „Mit dieser Aktion möchte ich den Menschen Hoffnung geben, denn Licht bedeutet Hoffnung, das macht was mit uns allen, denn wir sitzen immer noch alle im selben Boot.“

Seelische Narben und Trauer bleiben

Der Orbach im Sommer, in dem fast kein Wasser mehr zu sehen ist.

Im vergangenen Sommer war teilweise kein Wasser im Orbach vorhanden.

Viele Schäden an Gebäuden oder am Hausrat seien mittlerweile durch die Versicherungen beglichen worden, vieles ist auch wieder repariert oder aufgebaut worden, die seelischen Narben und die Trauer aber bleiben: „Im vergangenen Jahr beim Orbachleuchten kamen bei einigen wieder viele Gefühle hoch, es flossen viele Tränen, viele trösteten sich gegenseitig.“  Auch die Angst sei ein ständiger Begleiter. Jedes Mal, wenn stärkere Regenschauer angekündigt werden, sorgten sich viele Odendorfer, dass es wieder so schlimm werden könnte wie vor zweieinhalb Jahren.

Bis heute zeigt sich Ilona Wehrmann beeindruckt von der gewaltigen Hilfsbereitschaft und Solidarität von damals, auch von den unzähligen Menschen, die von außerhalb in die betroffenen Orte kamen, um anzupacken. Da sie selbst nur wenig betroffen war, konnte sie ebenfalls mithelfen. Sie stellte ihr Wohnmobil zur Verfügung, um Kaffee zu kochen oder bot Menschen an, dort zu duschen. Sie selbst fuhr auch ins Ahrtal und half den Betroffenen. Um den Menschen an der Ahr Hoffnung zu geben, hatte sie eine „Regenbogenbrücke“ aus buntem Flatterband gebastelt und ließ dieses über die Ahr spannen.

Tag der offenen Tür der Johanniter-Hochwasserhilfe

Mit dabei ist diesmal auch die Johanniter-Hochwasserhilfe. Ab 16 Uhr lädt das Team der Johanniter anlässlich des Orbachleuchtens zu einem Tag der offenen Tür in der Orbachstraße 9 (Altes Kloster) an. „Gemeinsam schweigen, reden, lachen oder anderen eine Freude machen, das ist das Ziel an diesem Nachmittag und Abend“, heißt es vom Team der Hilfsorganisation. Wer möchte, kann gemeinsam Tütenlichter basteln und es gibt einen kleinen Imbiss. Zudem bieten Mitarbeiter Hilfs- und Beratungsmöglichkeiten an, ganz nach dem Motto: „Wir sind füreinander da und stehen zusammen. Es soll keiner alleine sein.“

Auch örtliche Vereine, etwa das Fanfarencorps Essig-Odendorf, wollen die Veranstaltung begleiten. Die Fackeln zum Orbachleuchten werden gegen 18 Uhr angezündet, vorausgesetzt, das Wetter spielt mit und es wird nicht zu stürmisch. Auch der Pegelstand des Orbaches muss mitspielen, denn das Flussbett darf nicht allzu voll sein, sonst könnten die Fackeln nicht installiert werden.


Die Hochwasserhilfe Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen ist Anlaufstelle für alle Fragen vor Ort im Flutgebiet. Das Büro in der Orbachstraße 9 (Altes Kloster), 53913 Swisttal-Odendorf, ist montags bis donnerstags von 9 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Bei Bedarf kommen die Berater auch nach Hause. Kontakt Johanniter Hochwasserhilfe: Telefon: (02241) 89538 662 (Luisa Mertens), E-Mail: hochwasserhilfe.bonn@johanniter.de. Internet: www.johanniter.de.

Wer Ilona Wehrmann beim Orbachleuchten unterstützen und mithelfen möchte, meldet sich bei ihr unter der Rufnummer (0157) 54233976 oder per E-Mail: ilona.wehrmann@web.de.

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