Orangerie-TheaterWarum Büroräume in einem Gewächshaus entstehen

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Am Orangerie-Theater im Volksgarten entstehen ein neuer Foyer-Trakt und eine Außenfläche samt barrierefreiem Eingangsbereich.

Am Orangerie-Theater im Volksgarten entstehen ein neuer Foyer-Trakt und eine Außenfläche samt barrierefreiem Eingangsbereich.

In nur knapp sieben Monaten entstand der Foyer-Neubau am Orangerie-Theater im Volksgarten im Kölner Süden.

Woher kommt eigentlich der Name Orangerie? Das freie Theaterhaus im Volksgarten in der Südstadt präsentiert dort seine Kunst und Kultur, wo früher Pflanzen überwinterten. Kübelpflanzen, wie Orangenbäume eben, die den Winter draußen und ungeschützt nicht überstanden hätten. Die früheren Räume des heutigen Amts für Landschaftspflege und Grünflächen sind bereits seit Jahren ein Kultur-Hotspot in der Stadt, aktuell werden sie erweitert und saniert, im laufenden Betrieb.

Am Montagmorgen feierte das Team um die künstliche Leiterin, Sarah Youssef und den Architekten Marc Hübert den Abschluss des ersten Bauabschnitts. Auch die frühere Kölner Dombaumeisterin, Barbara Schock-Werner, ließ es sich nicht nehmen, in ihrer Position als Vizepräsidentin der NRW-Stiftung mitzufeiern. Die Stiftung hat den Neu- und Umbau mitfinanziert. „Das ist praktisch ein Idealprojekt“, erklärt Schock-Werner, „weil hier aus einer Privatinitiative heraus, von Künstlern selbst, ein Raum geschaffen wurde, in dem Kunst und Kultur stattfindet.“

Neue Büroräume für die Mitarbeitenden des Orangerie-Theaters werden im denkmalgeschützten Gewächshaus gebaut, das an den neuen Foyer-Trakt anschließt.

Neue Büroräume für die Mitarbeitenden des Orangerie-Theaters werden im denkmalgeschützten Gewächshaus gebaut, das an den neuen Foyer-Trakt anschließt.

Der neue längliche Foyer-Bau, der das Orangerie-Theater und das Gewächshaus verbindet, in dem die Büros für die Mitarbeitenden entstehen, bringt einen neuen, barrierefreien Zugang zum Theatersaal. Tagsüber entstehen die umliegenden Bauten und Büroräume, abends läuft der Theaterbetrieb ungehindert weiter. Sobald die Mitarbeitenden von ihren Büros im Theater-Gebäude in das Gewächshaus umgezogen sind, soll der Betrieb auf der Bühne vier Monate ruhen, denn der Saal wird saniert und erweitert, auf 166 Plätze.

Zugleich entsteht dadurch einen Innenhof-Bereich der mit Sonnensegel ausgestattet werden soll. Das Orangerie-Theater kann auch gemietet werden, für Hochzeiten oder Privatfeiern. Das ist auch der Grund, warum die Verantwortlichen froh über den schnellen Fortschritt auf der Baustelle sind. Denn bereits im Mai stehen Hochzeiten auf dem Programm. Erst im Oktober des vergangenen Jahres startete nach einem gefühlt ewigen Prozess das Bauvorhaben. Der zweite Bauabschnitt soll Anfang nächsten Jahres beendet werden.

Geschichte ines Sanierungsfalls

2011 war eine geplante Sanierung, für die bereits ein Großteil der Finanzierung stand, geplatzt. Die Politik stimmte dagegen, so Hübert. Daraufhin hat das Team, gemeinsam mit Raumwerk-Architekten, stückweise saniert, wenn Geld zur Verfügung stand. 2015 erhielt das Dach Dämmung, dadurch wurde ein Winterspielbetrieb möglich. 2016 folgten neue Denkmalschutzfenster.

Und 2019 ein erneuter Sanierungsanlauf, als der Stadtrat plötzlich 1,8 Millionen Euro für das Vorhaben freigab, so schildert es Marc Hübert. Es fehlte allerdings noch Geld, einen Teil musste der Verein selbst aufbringen, da kam die Stiftung ins Spiel: 230 000 Euro gab es von der NRW-Stiftung. Mit weiteren 140 000 Euro förderte die Bezirksregierung laut Hübert das Vorhaben, das Barrierefreiheit und vor allem den Denkmalschutz im Blick hatte. Ein Privatkredit machte die Summe von 450 000 Euro Eigenanteil voll.

Dienstsitz des Gartenbaudirektors

Das Gebäude steht seit 1980 auf der Denkmalliste der Stadt. Circa 1870 war das heutige Untergeschoss als Pulvermagazin für die Lünette drei des preußischen Festungsrings errichtet worden; eine Art Schützenwall. Als Kölns Gartenbaudirektor Adolf Kowallek 1890 den Volksgarten auf dem ehemaligen Gelände des Fort IV vollendete, wurde das frühere Pulvermagazin zum Sitz des Direktors ausgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte die Nutzung durch die städtische Gärtnerei, auf das Orangenlager folgte die Orangerie.

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