Serie „Rauf aufs Rad“Gelber Ginster und schnelle Schweine zwischen Königsforst und Wahner Heide

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Weiter Ausblick auf dem Telegrafenberg mit gelb blühendem Ginster. Im Vordergrund steht ein Fahrrad

Wer die längere Variante der dritten Radtour wählt, kann auf dem Telegrafenberg diesen Ausblick genießen.

Zwischen Königsforst und Wahner Heide geht es über einen Gipfel, durch strahlende Blütenpracht – und es gibt eine tierische Überraschung.

Es kracht und knarzt gewaltig im Unterholz, bevor etwas Großes, Graues blitzschnell den Waldweg quert. Der Mensch auf dem Fahrrad bleibt überrascht stehen. Zum Glück. Denn der Rest der Wildschweinfamilie rennt dem schnellen Anführer kurz darauf ungestüm hinterher. Eine Kollision kann vermieden werden. Mensch und Schweine kommen mit dem Schrecken davon und ziehen weiter ihrer Wege. Die Tiere auf verschlungenen Pfaden durchs Gebüsch. Der Radfahrer auf seiner Route über Waldwege und Nebenstraßen.

Im dritten Teil unserer „Rauf-aufs-Rad“-Serie zum Frühlingsstart geht es in die Naturschutzgebiete Königsforst und Wahner Heide. ADFC-Tour-Guide Clemens Rott hat zwei Routen erstellt, eine längere über 40 und eine kürzere Variante über knapp 27 Kilometer. Wer genug Ausdauer in den Beinen oder genug Power im E-Antrieb seines Bikes hat, sollte unbedingt die längere Tour wählen, denn in der Wahner Heide leuchtet aktuell vor allem rund um den Telegrafenberg der Ginster sonnengelb und zaubert einem auch an wolkigen Apriltagen ein wenig Licht ins Herz.

Susanne Rohlfing

Susanne Rohlfing

Freie Journalistin mit breitem Themenspektrum: Sport, Familie, Bildung, Gesundheit, Fitness, Nachhaltigkeit. Hat in Köln Sport mit dem Schwerpunkt Publizistik studiert, schreibt seit 2002 auch für den...

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Königsfort und Wahner Heide gehören zur Bergischen Heideterrasse, einem nur wenige Kilometer breiten, aber 80 Kilometer langen Landschaftsband, das sich von Duisburg bis Siegburg zieht. Dieser Naturraum ist ein Relikt aus der Eiszeit, die Böden sind geprägt von uralten sandigen und kiesigen Ablagerungen des Rheins und Flugsanden, die stellenweise zu Dünen aufgeweht wurden. Auf dem nährstoffarmen Untergrund gedeihen Heidepflanzen, es gibt sumpfige Erlen- und Moorbirkenwälder, artenreiche Feuchtwiesen und kleine Weiher – alles Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten.

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Die ausgewiesenen Wege sollten nicht verlassen werden

Die ausgewiesenen Wege sollten deshalb nicht verlassen werden – was in der Wahner Heide mit großen Schildern zusätzlich verdeutlicht wird. Denn hier droht zudem Gefahr, da Teile des Gebiets der Bundeswehr bis heute als Truppenübungsplatz dienen und schon das preußische Militär die Wahner Heide ab 1817 als Artillerieschießplatz zu Manöver- und Übungszwecken nutzte. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg war das Gebiet als Truppenübungsplatz, Flugfeld und Kriegsgefangenenlager in Gebrauch, Blindgänger dürften somit noch einige in der Landschaft liegen. Heute wird die wilde Natur vom Köln-Bonner Flughafen und vom Gelände des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums unterbrochen. Beides muss auf dem Rad umrundet werden.


E-Bikes zu gewinnen

Passend zu unserer Radwander-Serie mit verschiedenen Routen für idyllische Radtouren, verlosen wir zwei E-Bikes im Wert von jeweils 2199 Euro. Wenn Sie gewinnen möchten, beantworten Sie unter einem der beiden folgenden Links die dortige Gewinnfrage. ksta.de/radwandern oder rundschau-online.de/radwandern. Das Gewinnspiel endet am 04. Mai, 9 Uhr.


Wir starten und beenden unsere Tour an der „Schmitzebud“, einem Kulttreff für Radfahrer. Der aktuell geschlossene Kiosk liegt an der Endhaltestelle der Straßenbahnline 9 in Richtung Königsforst. Von hier geht es direkt in den Königsforst hinein und auf breiten Waldwegen in Richtung Bensberg. Bald kommen wir zum ersten Mal ins Schnaufen, es geht deutlich bergan. Nach fünf Kilometern erreichen wir den „Monte Troodelöh“, die 118 Meter über dem Meeresspiegel gelegene höchste Erhebung Kölns. Viel zu sehen gibt es hier nicht. Auf jeden Fall keinen spektakulären Ausblick, lediglich einen Findling mit einem Hinweisschild.

Waldweg am Monte Trodelöh

Unscheinbar liegt die höchste Erhebung Kölns auf dem Weg: der Monte Trodelöh.

Weiter geht es durch den Forst und schließlich auf der Trasse der ehemaligen Bahn-Verbindung von Bensberg nach Rösrath am früheren Bahnhof Forsbach vorbei. Auch dies ist ein unspektakulärer Ort, aber der Weg entlang der Bahntrasse macht Spaß, durch frisches Grün geht es gut voran. Durch Rösrath hindurch gelangen wir zum Heideportal Turmhof, einem von vier Zugängen zur Wahner Heide (neben Gut Leidenhausen, Burg Wissem und Infozentrum Wahner Heide), an denen Besucher mit Informationen versorgt werden. Die Wasserbüffel auf ihrer Weide treffen wir an diesem Tag nicht. Wer abkürzen möchte, kann hier auf die Route zurück in Richtung Schmitzebud einbiegen.

Wer weiter radelt, hat mit dem Telegrafenberg noch ein Highlight vor sich. Wir treffen auf der Hasbacher Straße kurz vor Altenrath aber erst einmal unverhofft auf die schnellen Wildschweine, es ist eine ungewöhnliche Begegnung am späten Nachmittag. In Altenrath kreuzen wir die Flughafenstraße und nehmen im Kreisverkehr vor der dritten Ausfahrt den Waldweg parallel zur Altenrather Straße. Wer mit Anhänger unterwegs ist, sollte auf der Straße bleiben, da der Weg an einigen Stellen etwas zugewachsen ist. Wir passieren die Einmündung Eisenweg und fahren am nächsten Parkplatz „Wiemers Loch“ rechts in die Heide hinein. Der Ginster setzt jetzt schon immer häufiger leuchtende Farbtupfer.

Ausblick vom Telegrafenberg

Der Ausblick vom Telegrafenberg über die Wahner Heide.

Nun geht es hinauf zum 135 Meter hoch gelegenen Telegrafenberg, die sandige Kuppe mit Sendemast und grandiosem Ausblick liegt etwas rechts vom Hauptweg und sollte unbedingt angesteuert werden. Es ist der perfekte Ort für eine Rast. 25 Kilometer sind geschafft. Der gelbe Ginster steht hier dicht an dicht. Der Blick schweift weit über die Heidelandschaft.

Nach Lust und Laune sind von hier aus die Burg Wissem (Lust auf Kultur) oder die Waldwirtschaft Heidekönig (Lust auf Speis und Trank) gut zu erreichen. Wer genug hat, kommt über die Wohngebiete von Lind (nicht von einem Tor abschrecken lassen, es soll Wildschweine abhalten, ist aber für Menschen zu öffnen), Wahnheide und Grengel über von Clemens Rott schön ausgewählte Schleichwege zum Gut Leidenhausen mit seinem Wildgehege und Gastronomieangebot. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung zum Ausgangspunkt an der Schmitzebud.

Eckdaten zur Tour durch den Königsforst und die Wahner Heide

Schwierigkeitsgrad: leicht, für alle Waldweg-tauglichen Räder geeignet, auch mit Anhänger gut befahrbar. Für die lange Strecke ist eine gute Grundkondition oder ein bisschen technische Unterstützung von einem E-Bike hilfreich.

Länge: Die komplette Strecke geht über 40 Kilometer, dabei sind 240 Höhenmeter zu bewältigen, eine kürzere Variante endet nach knapp 27 Kilometern (150 Höhenmeter).

Start und Ziel: Wir beginnen unsere Tour und beenden sie an der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 9 in Richtung „Königsforst“. Hier befindet sich an der Kreuzung Rösrather Straße/Rather Mauspfad die „Schmitzebud“, ein unter Radfahrern beliebter (momentan geschlossener) Kiosk. Die Schmitzebud ist ein Kulttreffpunkt für Radfahrer, hier lassen sich Radtouren aller Art in die Wahner Heide und ins Bergische Land starten.

Navigation: Eine einfach zu handhabende Navigation per Mobiltelefon macht das Erkunden neuer Rad- oder auch Wanderwege heute zum Kinderspiel. Die GPS-Daten der vier Frühlings-Radtouren, die der ADFC-Experte Clemens Rott exklusiv für das Magazin zusammengestellt hat, lassen sich über die Navigations-App Komoot abrufen. Alle Strecken wurden kurz vor der Veröffentlichung getestet, trotzdem können natürlich neu aufgetretene Hindernisse (zum Beispiel umgestürzte Bäume oder aktuelle Sperrungen) auftauchen.

Die Grundfunktionen von Komoot sind kostenlos, lediglich für erweiterte Funktionen und Offline-Kartenmaterial muss gezahlt werden. Wichtig: Bei längeren Touren Powerbank nicht vergessen, um das Handy bei Bedarf wieder aufzuladen. Sonst kann es passieren, dass man ziemlich verloren im Wald strandet und sich durchfragen muss, anstatt ganz entspannt den Komoot-Anweisungen zu folgen.

Einkehr

  • Waldwirtschaft Heidekönig
  • Gut Leidenhausen

Sehenswürdigkeiten

  • Monte Troodelöh
  • Alter Bahnhof Forsbach
  • Burg Wissem
  • Telegrafenberg
  • Gut Leidenhausen
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